Global Player mit Schärpe

Vor allem das Foto zählt: Mit Doktorhut und Talar feiern deutsche und ausländische AbsolventInnen der Hochschule ihren Abschluss – und beweisen daheim, dass sie es zu was gebracht haben

„Wo gehört denneigentlichdieser Bommelhin?“

Der Gang ist beschwingt – die Gewänder wehen so schön mit dem Schritt. Eine goldene Schärpe ziert die Brust und auf dem Kopf der Doktorhut. Beim Posieren für das Erinnerungsfoto tritt immer wieder eine Frage auf: „Wo gehört denn eigentlich der Bommel hin?“ Ansonsten haben die 23 Absolventen der Aufbaustudiengänge „European Studies“ und „Global Management“ an der Hochschule Bremen das Szenario einer Examensfeier im Stil amerikanischer Universitäten gut imitiert. Sie sind der dritte Absolventenjahrgang aber der erste, der eine solche Festivität begeht. Die Talare wurden dafür eigens von einer Designerin der Hochschule entworfen.

„Gerade für die ausländischen Studenten ist das besonders wichtig“, erklärt Monika Blasche, Koordinatorin des Masterstudiengangs für „European Studies“. „Ein Chinese fragte mich sogar, ob man noch Zeit hätte, auch vor einer Kirche ein Foto zu machen.“

Die ausländischen AbsolventInnen sind tatsächlich in der Mehrheit. So kommt es, dass während der gesamten Zeremonie kaum ein deutsches Wort zu hören ist. Man kommuniziert hier in „European Speech“, das ist Englisch – mit kleinen Fehlern.

Auch Professor Ulrich Rohr hat sich für diesen Abend in Schale geworfen. Für seinen Auftritt hatte er extra eine mit rot-goldenen Ornamenten verzierte Robe aus seinem Kleiderschrank hervorgeholt. „Sieht eher aus wie ein Bademantel“, raunt eine Absolventin ihrem Nachbarn zu – aber der Leiter des Masterstudiengangs Global Management trägt das Geschenk eines befreundeten Rektors aus Kasachstan mit vor Stolz geschwellter Brust. Schließlich werden seine Schützlinge, da ist er sich sicher, demnächst in den Führungsetagen der Global Player sitzen.

Darauf zumindest ist der Aufbaustudiengang angelegt. Im zweiwöchigen Wechsel fliegen dafür Professoren aus aller Welt von Partnerunis ein. Seine chinesischen Absolventen, erklärt Professor Ulrich Rohr, könnten mit dem in Bremen erworbenen Abschluss drei mal so viel verdienen wie vorher. Dieses Karrieresprungbrett lassen sich die StudentInnen oder ihre Eltern auch einiges kosten. 10.000 Euro bezahlen sie für die einjährige Zusatzausbildung.

Ein Stipendiatenprogramm gibt es bislang nicht. Das wird eher individuell entschieden. So geschehen im Fall eines jungen Mannes aus Bangladesh. Der hatte sich mit einem „sehr netten Brief“ an die Hochschule gewandt, weil er die Studiengebühren nicht zahlen kann, so Professor Rohr. Jetzt denkt die Hochschulleitung darüber nach, wie sie ihm das Studium trotzdem ermöglichen kann.

Verena von Ondarza