Affenkomisch

Vier Tage Zirkus: La Strada verschafft 150 Gelegenheiten zum Lachen und zum Draußensein

Einen Ort zu schaffen, an dem Bremen mal nicht Bremen ist. Mit mediterranem Flair. Wo man lieber draußen lebt, als drinnen Glotze guckt. Einmal im Jahr geht das. Wenn La Strada den Zirkus nach Bremen bringt. Und das diesen Sommer bereits zum achten Mal.

Dabei hat der internationale Straßenzirkus vor acht Jahren quasi mit nichts angefangen. Na gut, mit fast nichts, erinnert sich Gabriele Koch vom Theaterbüro: Sechs Gruppen waren es damals – und ein Hut anstelle der Gage. Viel mehr Geld für Gage ist heute auch nicht drin, der Hut geht immer noch rum – allerdings gleich bei 150 Aufführungen.

Heute ist es außerdem so, dass Jongleurs-Legenden wie die „Flying Dutchmen“ lukrativere Angebote ausschlagen – und nach Bremen kommen. „Wegen der besonderen Atmosphäre hier“, sagt Koch. Weil Bremens Festival mehr bietet, als die üblichen Stadtteilfeste mit ihren Comedy-Kellnern, die simpel durchs Programm stolpern. Und weil sich hier allsommerlich inzwischen sowas wie eine Großfamilie der Kleinkunst-Stars versammelt. Alles gemütlich und überschaubar und kein Mammut-Fest wie andernorts.

Alberto vom Teatro due Mondi ist zum ersten Mal dabei. „Endlich“, sagt Gabriele Koch. „Endlich“, sagt auch Alberto, der am Donnerstag zur Eröffnung eine kunterbunte Theater-Parade nach Gabriel Garcia Marquez auf die Seebühne bringt. Ein Programm, das das Theaterbüro lange auf der Wunschliste hatte.

Vor seinen Aufführungen geht der Theater-Mann aus Italien immer erst ins Café – den Alltag in der fremden Stadt beobachten. „Dann weiß, ich wie die Leute auf unser Stück reagieren.“ Ahnt, wie begeistert oder wie zurückhaltend das Publikum mitgehen könnte. Um im Zweifel „noch ein bisschen verführerischer zu spielen“. Die kühlen Norddeutschen können Alberto jedenfalls nicht schrecken. „Bei uns gelten die Nord-Italiener auch als verschlossen.“

Buhlen um die Gunst der Kleinkunstfans werden auch die anderen 33. Die Gruppen aus Jongleuren, Tänzern, Clowns und Akrobaten. Die Musiker, Theaterleute und Puppenspieler, die für vier Tage Bremen in einen Straßenzirkus verwandeln. 150 Aufführungen. Die meisten Künstler treten dabei an allen Tagen mehrfach auf. „Damit die Leute nicht anfangen, von Bühne zu Bühne zu hetzen. Sondern einfach mal stehen bleiben und das nächste abwarten“, sagt Koch. Ohne Programm, draußengucken genießen.

Am Anfang machte La Strada noch eher klassischen Straßenzirkus, „wo man sich schlapplacht, wenn der Nachbar und nicht man selbst auf der Bühne zum Deppen gemacht wird“, erinnert Koch. Dieses Jahr sind verstärkt die Puppen im Programm. Skurrile Zeitgenossen aus Pappmaschee, die Maler sein wollen und bevorzugt weiße Portraits auf weißem Grund skizzieren. pipe

La Strada findet von Donnerstag bis Sonntagabend auf 14 Bühnen in der Innenstadt statt (alle Termine im taz-Veranstaltungskalender)