Zweiter Mann weg

Bertelsmann: Auch der US-Chef geht. Vertrag von Middelhoff erst kürzlich bis 2008 verlängert

BERLIN/GÜTERSLOH taz/afp ■ Der Medienkonzern Bertelsmann verliert bereits den zweiten Spitzenmanager innerhalb von drei Tagen: Wie am Dienstag aus Unternehmenskreisen verlautete, hat der Leiter des US-Geschäfts, Joel Klein, seine Mitarbeit aufgekündigt. Demnach will Klein eine Tätigkeit in der Stadtverwaltung von New York antreten. Er war früher gefeierter Wettbewerbshüter unter Präsident Bill Clinton. Der Rücktritt Kleins habe jedoch keinerlei Verbindung zu dem überraschenden Abgang von Bertelsmann-Chef Thomas Middelhoff, hieß es.

Am Sonntag war bekannt geworden, dass der 49-Jährige nach vier Jahren an der Spitze des Gütersloher Medienriesen ausscheidet. Grund sind unterschiedliche Auffassungen zwischen Middelhoff und dem Aufsichtsrat über die künftige Strategie der Bertelsmann AG – vor allem wohl der von Middelhoff forcierte Börsengang.

Die Rente dürfte sich der Geschasste trotz seines frühen Abgangs aber gesichert haben: Der Aufsichtsrat hatte seinen Vertrag noch am 5. Juli um fünf Jahre bis 2008 verlängert. Da Bertelsmann ähnlich diskret mit den Gehältern seiner Vorstände umgeht wie fast alle anderen deutschen Konzerne, kann das Jahresgehalt nur geschätzt werden. Für 2001 werden gut vier Millionen Euro vermutet. Die Abfindung dürfte sich damit zwischen 20 und 30 Millionen Euro bewegen, sie wird wohl gerade verhandelt. Schon im Dezember 2001 hatte Middelhoff eine Sondergratifikation für seine Erfolge bei Internetdeals erhalten, vermutlich in der Größenordnung um 20 Millionen Euro.

Der neue Vorstandschef Gunter Thielen wird nun den Konzern durchleuchten: In manchen Sektoren stimmen die Profite nicht. Andere wie die Internet-Musikbörse Napster waren lediglich ein Steckenpferd Middelhoffs. REM

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