hollands populisten

Wo ist der neue Pim?

Die „Lijst Pim Fortuyn“ (LPF), die seit den Wahlen vom 15. Mai die zweitstärkste Fraktion im niederländischen Parlament stellt, muss fürchten, ohne ihre charismatische Führerfigur bald wieder in der Bedeutungslosigkeit zu versinken. Denn Millionen Niederländer wollten den Tabubrecher Fortuyn, nicht den bunten Haufen Anhänger, um die drängenden gesellschaftlichen Probleme anzugehen. Der Rechtspopulist Pim Fortuyn ist seit seiner Ermordung am 6. Mai ein Märtyrer – seine Jünger, die heute die Parlamentsbänke besetzen und von denen vier politische Newcomer seit der Vereidigung der neuen Regierung am Montag letzter Woche gar Ministerposten innehaben, betonen immer wieder, sie wollten die Reformen in der Sicherheits-, Sozial- und Asylpolitik so angehen, „wie Pim es sich gewünscht hätte“. Kämpfe um den Parteivorsitz jedoch, aus denen schließlich Fortuyns Sprachrohr, der Journalist Mat Herben (50, Foto), hervorging, wären wohl nicht im Sinne des „Messias von Rotterdam“ gewesen. Ebenso wenig Postenschacher oder Skandale wie der Rücktritt von Staatssekretärin Philomena Bijlhout nach nur neun Stunden, weil sie dunkle Kapitel in ihrer Vergangenheit verschwiegen hatte. Eine erste Konfrontation in der Koalition hat Gesundheitsminister Bomhoff heraufbeschworen. Der LPF-Mann wollte zu seinem Dienstantritt gleich einen Topbeamten loswerden. Das ist aber nicht so einfach, weil über Kündigungen auf diesem Niveau der Kollege Innenminister zu entscheiden hat. Wusste der Wirtschaftsprofessor nicht. HENK RAIJER