Halali für ein Hallenbad

Oldenburg verabschiedet sich mit einer Performance vom abrissreifen Bauwerk

Nun wird es ernst am Berliner Platz. Nach den gelungenen Wiederbelebungs-Maßnahmen, die das Oldenburger Hallenbad im Zuge des Kultursommers als Veranstaltungsort für Theaterabende und eine Lesung nochmals zu einem Anziehungspunkt des urbanen Lebens machten, erfolgt nun das letzte Aufbäumen vor dem Abriss.

Heute nimmt die Huntemetropole mit einer ganztägigen Performance endgültig Abschied von seiner Badeanstalt.

Ab 12 Uhr werden alle halbe Stunde Gruppen von bis zu hundert Personen im Gänsemarsch durch das verfallende Gebäude geleitet. Für einen Obulus von einem Euro führen Totengräber durch die morbiden Kulissen, die bald aus dem Stadtbild gerissen werden. Dabei machen sie auch vor nicht-öffentlichen Bereichen wie den Maschinenräumen nicht Halt.

Doch auch scheinbar vertraute Orte bergen auf diesem stimmungsvollen Gedenkmarsch manches Geheimnis: Die Geister der Vergangenheit füllen die Lokalität mit skurrilem Leben. Wer die Duschen besucht, sollte sich ebenso auf Überraschungen gefasst machen, wie der Betrachter der leeren Schwimmhalle.

Ergänzt wird die Abschiedszeremonie durch eine Ausstellung im Foyer, die reale und irreale Elemente verknüpft. Bilder aus den Fotoalben ehemaliger Mitarbeiter der Oldenburger Schwimmstätte treffen auf Videoeinspielungen, Fantasieobjekte stehen neben Gegenständen, die von achtlosen Besuchern im Laif der Jahre zurückgelassen wurden.

Wer seine lang vermisste Lieblingsbadekappe oder seine verloren geglaubte Seifenschale nochmals zu Gesicht bekommen möchte, sollte also die Augen offen halten. Schlag Mitternacht nämlich fällt unwiderruflich der letzte Vorhang für das einstige Zentrum der Oldenburger Badekultur.

Christoph Kutzer