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: Wer den Sommer akzeptiert, akzeptiert auch das Grillen: Eine Gebrauchsanweisung

Keine Longdrinks auf der Wiese

Allen pessimistisch gestimmten Prophezeiungen zum Trotz ist der Sommer doch noch gekommen; aber was hätte er auch anderes machen sollen, er hat ja im Grunde keine Wahl. Und weil es dem Menschen da so geht wie dem Sommer, hat auch der Mensch keine Wahl, als sich den jahreszeitlichen Bedingungen zu unterwerfen.

Daraus folgen zum einen die zivilisatorisch hochwertigen Disziplinen des Sonnenbrilletragens, Caféhausbesuchens und Eisteetrinkens, daraus folgt aber auch das Grillen. Das ist gewissermaßen ein Wink aus grauer Vorzeit, ein phylogenetisches Erbe, mithin also quasi ein Naturgesetz, dass man, wie derzeit zu beobachten ist, allerseits offenbar mit großer Freude befolgt. Daher sind auch die verfügbaren Grün- und Rasenflächen restlos von Kleingruppen besetzt, denen nach nichts anderem der Sinn steht, als im Rahmen eines geselligen Beisammenseins mit Sonne im Herzen ganze Tierherden über dem offenen Feuer zu rösten.

Aber auch die Tradition des Grillens, so frühzeitlich sie scheinen mag, ist eine durchaus anspruchsvolle Kulturleistung, bei der einem viele, viele Fehler unterlaufen können, die es schon im Vorfeld zu vermeiden gilt. In der Grillvorbereitungsphase sollte man sich aus diesem Grund zunächst folgenden Fragen stellen: Welche Getränke braucht man? Sind Beilagen wirklich nötig? Welches Fleisch gehört nicht aufs Rost?

Was die Getränkefrage angeht, so hängt ihre Beantwortung vom Ort des Grillens ab. Im häuslichen Rahmen, auf der Sonnenterrasse oder im hauseigenen Garten, sind Weine unter Umständen erlaubt; grillt man allerdings im öffentlichen Raum, so ist Bier das einzig mögliche Getränk. Cola, Wasser, Säfte, hochprozentige Getränke, Longdrinks sowie auch Cocktails hingegen haben bei einem Grillen nichts zu suchen.

Ähnlich verhält es sich mit Beilagen. Auch hier gilt: Weniger ist mehr. Vor allem Nudel- und Kartoffelsalate sind der Fluch einer jeden Grillveranstaltung, da sie zu viele Kohlenhydrate enthalten, die sich nach den Regeln der Trennkost nicht mit dem eiweißreichen Fleischprodukten vertragen. Und da das Grillen ja von nichts anderem als dem beispiellosen Fleischverzehr handelt, sind sie ebenso verzichtbar wie Brotprodukte aller Art. Was andere Salate betrifft, so sind sie als Geschmacksneutralisierer erwünscht und sollten auf das Grillangebot abgestimmt werden.

Doch was gehört auf das Rost? Als besonders tauglich erwiesen hat sich dabei eine Kombination vom Lamm, Rind und Schwein, die auch in genau dieser Reihenfolge, also qualitativ absteigend, verzehrt werden sollte. Hingegen wird Geflügel in der Regel als Grillware überschätzt. Auch Fisch und anderes Seegetier sollte man sich sparen, außer man befindet sich am Meer. Gänzlich unangebracht sind Fleischersatzprodukte sowie ein Sortiment, dass sich aus Zucchini- und Champignon-Schnitzeln zusammensetzt. Erstens kann man die auch roh essen. Und zweitens verweigern sie sich der archaischen Note dieser schönen Tradition. HARALD PETERS