Walzer und andere Bagatellen

Johann Strauß-Bearbeitungen und Stücke von Arnold Schönberg, Alban Berg und Anton Webern: Ihren Abschlussabend widmen die 57. Sommerlichen Musiktage Hitzacker „Wien um 1900“

Die Zeit von der vorletzten Jahrhundertwende bis hinein in die Zwanziger Jahre gehört zu den kreativsten der Kunst-und Kulturgeschichte. Während das Paris Debussys und Mallarmés bereits zu Beginn der diesjährigen Sommerlichen Musiktage Hitzacker im Mittelpunkt einer Veranstaltung stand, folgt am Sonntag zum Abschluss ein Wiener Abend, gewidmet einem weiteren Zentrum dieser Jahre.

Nach dem Ersten Weltkrieg kam es in Wien zur Gründung eines Vereins, durch den drei der Komponisten der sogenannten Zweiten Wiener Schule, Arnold Schönberg, Alban Berg und Anton Webern eine Hörerschaft für ihre eigenen, schwierig zu hörenden Werke finden wollten. Aber schon damals gab es ein heutigen Veranstaltern von Konzerten neuerer Musik bestens bekanntes Problem: Es fehlte das Geld.

Um diesem Mangel abzuhelfen veranstaltete der Verein ausnahmsweise im Jahr 1921 einen öffentlichen Walzer-Abend, der in die Musikgeschichte eingehen sollte. Zu diesem Anlass bearbeiteten Schönberg, Berg und Webern vier der beliebtesten Walzer von Johann Strauß für zum Teil originell besetzte kleine Ensembles. Es gelangen kleine Meisterwerke der Instrumentationskunst, die heute noch immer wieder in den Konzertprogrammen auftauchen. So auch im diesjährigen Abschlusskonzert der Musiktage in Hitzacker. Man wird staunen dürfen über Bearbeitungen von Stücken wie „Kaiserwalzer“ oder „Rosen aus dem Süden“.

Gekoppelt werden diese Walzer in Hitzacker mit zwei Originalkammermusikwerken von Anton Webern, darunter die „Sechs Bagatellen für Streichquartett‘ sowie mit einer Lesung literarischer Aphorismen von Wiener Autoren dieser Zeit: Berthold Toetzke wird Texte von Artur Schnitzler, Karl Kraus und Peter Altenberg lesen.

Neben dem Rosamunde-Quartett, einem der musikalisch interessantesten Ensembles seiner Art, wird unter anderem auch der bei diesem Festival mit einem Porträt geehrte Pianist Anatol Ugorski ein weiteres Mal zu hören sein. Wer nicht nur für ein Konzert nach Hitzacker fahren möchte, kann bereits am Vormittag die Preisträger des NDR-Wettbewerbes im Bereich Bläserkammermusik hören: das spanische Miró-Ensemble wird ein breit gefächertes Programm zwischen Danzi und Ligeti spielen.

Reinald Hanke

Miró-Ensemble: So, 11 Uhr; Wien: So, 19 Uhr, Konzertsaal, Hitzacker