Studium: Senioren haben was gut

Aber die universitäre „Arbeitsstelle für wissenschaftliche Weiterbildung“ befürchtet das Aus: Sollte sie künftig komplett kostendeckend arbeiten müssen, „dann kommt keiner mehr, weil es zu teuer wird“

Schon heute zahlen die Teilnehmer deftige Gebühren zwischen 400 und 1000 Euro

Gute Nachrichten für Senioren aus dem Hause Dräger: Sie müssen doch nicht tief in die Tasche greifen, wenn sie den Herbst ihres Lebens mit einem regulären Studium bereichern wollen. „Wenn ältere Menschen ein Studium aufnehmen, gilt automatisch das Bildungsguthaben“, erklärt Antje Welscher von der Wissenschaftsbehörde. Unabhängig vom Alter hat demnach jeder Erststudent ein Guthaben von kostenfreien Semestern im Umfang der Regelstudienzeit plus vier Semester.

Dies liest sich im Entwurf des neuen Hochschulmodernisierungsgesetzes anders. „Für das weiterbildende sowie das Seniorenstudium werden mindestens kostendeckende Gebühren erhoben“, heißt es im Paragraph 6. Mit „Seniorenstudium“, so versichert die Referentin von Senator Jörg Dräger gegenüber der taz, sei ausschließlich das „Kontaktstudium für ältere Erwachsene“ gemeint. Eine Art Massenveranstaltung ohne akademischen Abschluss, die mit noch moderaten Gebühren von 80 Euro pro Semester bereits kostendeckend arbeitet.

Weniger gute Nachrichten gibt es für Berufstätige, die an der universitären „Arbeitsstelle für wissenschaftliche Weiterbildung“ (AWW) reguläre Kontakt- und Weiterbildungsstudiengänge belegen. „Wenn wir dieses Angebot kostendeckend machen müssen, kommt keiner mehr, weil es zu teuer wird“, sagt der Leiter der Arbeitsstelle, Helmut Vogt. Schon heute zahlen die Teilnehmer deftige Gebühren zwischen 400 und 1000 Euro. „Wir können damit nur die Durchführungskosten für Material, Lehre und Gerät abdecken. Keineswegs aber die der gesamten Infrastruktur.“ Würde man hier die volle Kostendeckung verlangen, so Vogt, mache man das System der universitären Weiterbildung kaputt. Das sei bewusst breit gefächert und biete nicht nur wenige „marktgängige Kurse“ an.

„Es gibt bundesweit keine einzige Einrichtung, die hier kostendeckend arbeitet, geschweige denn in der Gewinnzone“, sagt Vogt. Das Angebot für ältere Erwachsene sei wegen der „Masse“ so günstig. 1500 bis 1800 Teilnehmer pro Semester melden sich hier an. Das sehr viel spezifischere Angebot für Berufstätige beschränke sich dagegen auf 10 bis 12 Kurse mit maximal 400 Teilnehmern insgesamt.

In der Wissenschaftsbehörde war dies offenbar nicht bekannt. Dort sei man „immer davon ausgegangen, dass die Gebühren kostendeckend erhoben werden“, sagt Antje Welscher. Und dies schließe laut Hochschulgebührenordnung grundsätzlich alle Kosten, auch die der Infrastruktur, mit ein. Wenn dies nicht der Fall sei, so Welscher, „müssen wir mit Herrn Vogt nach einer Lösung suchen“. KAIJA KUTTER