Nachhaltig bizarr

Das 2. Internationale Symposium für Sport und Ökonomie befasste sich mit der Nachhaltigkeit von Sportstätten. Werner Hackmann und Willi Lemke redeten auch mit. Hotel in der AOL-Arena geplant

von OKE GÖTTLICH

Personen, Ort und Thema hätten kaum „bizarrer“, so Hamburgs Sportamtsleiter Hans-Jürgen Schulke, gewählt werden können. In der Vereins- und Westbank, Gastgeber interner Krisensitzungen des HSV-Aufsichtsrates der vergangenen Wochen, trafen sich HSV-Vorsitzender Werner Hackmann und Bremens Bildungssenator Willi Lemke (beide SPD), dem mehrfach und fälschlicherweise Ambitionen auf die Nachfolge Hackmanns beim HSV nachgesagt worden waren. Sie waren von Schulke eingeladen worden, um über die Nachhaltigkeit von Sportstätten zu referieren. Freundschaftlich begrüßten sich beide und umarmten sich für den Fotografen.

Während Werner Hackmann danach von seiner „Vision Volkspark“ sprach, konterte der frühere Manager des Bundesligakonkurrenten Werder Bremen mit einem Abriss über die Entwicklung des Weserstadions von 1927 bis zu seiner Nichtnominierung für die Fußball-Weltmeisterschaft in vier Jahren. Mit Nachhaltigkeit hatte dies, bis auf die ökonomische Auslegung dieses Begriffs, herzlich wenig zu tun.

Auf diesem Weg versuchte Hackmann allen Gerüchten über die Bausubstanz der AOL-Arena und die damit verbundenen explodierenden Kosten zu entgehen. „Wir haben uns den Unternehmer damals nicht ausgesucht“, erklärte der HSV-Vorsitzende, sondern die Stadt. Die Statik musste der Verein mit zusätzlichen zehn Millionen Euro selbst sichern, und auch die Baumängel mussten für fünf Millionen Euro ausgebessert werden. „Die Gebrauchsabnahme ist erfolgt“, entgegnete er knapp auf die Frage nach weiteren Schäden.

Für weitere finanzielle Nachhaltigkeit – von ökologischer kann in der AOL-Arena, lässt man die Fernwärme außer Acht, keine Rede sein – soll ein kleines Hotel mit 80 Betten in der 3-Sterne Kategorie in Zusammenarbeit mit der benachbarten Colorline-Arena sorgen.

Weitere „Visionen“ hatte Hackmann nicht zu bieten. Die Nutzungsdauer der AOL-Arena könne er nicht absehen. Ihm fehle die Fantasie, sich ein besseres Stadion vorzustellen. Eins aber sei gewiss: 2000 Jahre wie das Kolosseum sind wohl kaum erreichbar.

Lemke ist da deutlich kreativer: Er kann sich während der Fußballspiele Nachrichten-Laufbänder auf den digitalen Anzeigetafeln vorstellen.