der housesitter
: Auf dem Treppenabsatz

Tierpflege

Es ist passiert. Der Kater von Penny ist aus der Wohnung gelaufen. Penny hat ihn vor ein paar Jahren von einer Ibizareise mitgebracht, und er hat nur noch ein Ohr. Wer Giacomo kennt, weiß, warum: Der Kater ist ziemlich rauflustig, und die Katze, die Penny noch hat und einfach Madame nennt, schätzt das gar nicht. Ich kümmere mich gerade um die beiden, weil Penny an den Masurischen Seeen weilt.

Gestern Abend muss Giacomo direkt hinter der Tür gewartet haben. Kaum hatte ich aufgeschlossen, stand er auf dem Treppenabsatz einen Stock tiefer und schickte einen miauendes Triumphgeheul nach oben. Penny hatte mich auf eine solche Situation natürlich vorbereitet: „Lauf dem Kater nicht hinterher, sondern lass einfach die Tür offen und mach das Futter. Giacomo ist so verfressen, der kommt sofort wieder rein.“ Verfressen ist das Tier tatsächlich, Penny lag aber falsch. Ich glaube, das liegt an dem Diätfutter, das die Katzen zurzeit bekommen und auf das sie meiner Meinung nach keinen Heißhunger haben. Nachdem ich die Näpfe gefüllt hatte, war nämlich von Giacomo nur ein dumpfes Miauen im Treppenhaus zu hören; Madame, die sonst unter dem Sofa große Distanz zu mir hält, schnupperte gerade am Türrahmen. Auch für diesen „eigentlich unmöglichen“ Fall hatte mir Penny Tipps gegeben: „Nicht hinterherlaufen, sonst ist der weg. Warte einfach.“

Also setzte ich mich auf eine Treppenstufe, wartete und rief von Zeit zu Zeit Giacomos Namen, worauf von irgendwo ein leises Miau antwortete. Madame hatte unterdessen den Treppenläufer entdeckt und testete die Kanten auf Kratzfestigkeit.

Nach einer Viertelstunde wurde es mir zu bunt. Ich fand Giacomo drei Etagen tiefer. Als er mich sah, fing er erst an, sich zufrieden auf dem Rücken zu wälzen, als ich ihn dann aber hochtragen wollte, machte er einen Satz und stellte sich mit Katzenbuckel, angelegten Ohren und einem tiefen Grollen in eine Ecke. Alles Bitten half nichts, ich trollte mich wieder auf meinen Warteposten und betrachtete die Kratzer auf meinem Arm

Es dauerte dann noch zehn Minuten. In dieser Zeit nämlich hatte Madame ihr Herz für mich entdeckt und sich auf meinen Schoß gesetzt. Ihr lautes Schnurren muss das Signal für den Kater gewesen sein. Er galoppierte die Treppen hinauf, und Madame war wieder unter dem Sofa. Ich hätte es mir denken können. Sonst fordert Giacomo nach dem Essen immer, dass seine Decke in das Badezimmerwaschbecken gelegt wird. Dort lässt er sich in sein Verdauungsnickerchen streicheln.

Giacomo und Madame sind übrigens die einzigen Tiere, die ich hüte. Neulich fragte mich mein Freund T., ob ich auf Herrn Finkenzeller aufpasse. Der brauche nur jede Woche eine Maus. Es stellte sich heraus, dass es sich bei Herrn Finkenzeller um eine Boa Constrictor handelt. T. gab der Schlange dann eine Ratte. Die verschlingt sie zwar nicht so gern, eine Ratte hält aber drei Wochen vor, und länger war T. nicht im Urlaub. JÖRN KABISCH

Jörn Kabisch hat diese Woche Wohnungen gehütet. Jetzt geht er wieder wie seine Kollegen nach Feierabend ins Schwimmbad.