Ein Testspiel halt

Der HSV siegt schmeichelhaft mit 1:0 gegen Kevin Keegans Manchester City in einem mittelprächtigen Spiel. Sergej Barbarez fällt sechs Wochen aus

Was ist ein Testspiel? Wenn nach einem mittelprächtigen 1:0 beide Trainer gar nicht mehr aufhören wollen, sich gegenseitig auf die Schultern zu klopfen. Was in der Hoffnung der ehemaligen „Mighty Mouse“ des HSV und jetzigen Gäste-Coachs Kevin Keegan gipfelte, man möge doch bitte bald in einem europäischen Wettbewerb wieder aufeinander treffen. Mehr Realitätssinn bewies da Uwe Seeler, der den Sieg des HSV gegen Manchester City zutreffend als „schmeichelhaft“ charakterisierte.

City kann sich halt keinen Ruud van Nistelroy (wie Lokalrivale United) leisten, sondern nur Nicolas Anelka. Die französische Halbdiva ließ ihre Stürmerklasse zwar ein paar Mal aufblitzen, blieb aber im Abschluss chronisch schwach. So sammelte Manchester nur Großchancen, das Tor aber gelang dem HSV nach einem Eckball: Tomas Ujfalusi machte einige Abspielschnitzer mit einem wuchtigen Kopfstoß in der 58. Minute wett.

„Spieler wie Anelka gibt‘s in der Bundesliga nicht wie Sand am Meer“, machte Kurt Jara sich und seiner wackligen Viererkette Mut für kommende Aufgaben. Der HSV-Coach verwies darauf, dass die Mannschaft gegen höherklassige Gegner in allen Vorbereitungsspielen ohne Gegentor blieb, und „ein Tor machen wir immer“. Sergej Barbarez demnächst eher nicht. Der Bosnier musste schon in der 24. Minute mit einer Innenbanddehnung vom Rasen und wird für etwa sechs Wochen ausfallen.

Anfangs hatte der HSV nach vorn durchaus ansehnlich und zwingend kombiniert, später häuften sich Missverständnisse und Fehler bei Zuspielen in die Spitze. Was die genügsamen 33.087 Zuschauer aber auch kaum aus sommerlicher Lethargie reißen konnte. Gleichmütig ertrug man die Verflachung des Spiels in Halbzeit zwei, hatte sogar wohlwollenden Szenenapplaus für einen harmlosen Distanzschuss des eingewechselten Neuzugangs Christian Raul Ledesma parat. Ein Testspiel halt.

Der neue Vereins-Startrekord in der Vorbereitung wird nächsten Sonntag beim Bundesliga-Debüt gegen Hannover 96 nichts mehr wert sein. Dann, so Uwe Seeler, beginnt nämlich „der Ernst des Lebens“. Und den kann man nicht testen. JÖRG FEYER

HSV: Pieckenhagen – Hertzsch (ab 46. Jacobson), Baur, Ujfalusi, Hollerbach – Rahn, Albertz, Wicky (ab 82. Fukal), Kitzbichler (ab 53. Ledesma) – Heinz, Barbarez (ab 24. Meijer)