Museum oder Wallfahrtsort

Tansania-Park mit Kolonialdenkmälern heute Abend im Hauptausschuss Wandsbek. Wissenschaftler warnen vor unkritischem Umgang mit NS-Denkmal

Der Sonderforschungsbereich „Umbrüche in afrikanischen Gesellschaften und ihre Bewältigung“ an der Universität Hamburg hat davor gewarnt, das Askari-Relief aus der ehemaligen Lettow-Vorbeck-Kaserne in Jenfeld überstürzt wieder aufzustellen (siehe taz hamburg vom 14. Juli). In einem offenen Brief an Kultursenatorin Dana Horáková und die Bezirksversammlung Wandsbek sorgen sich die Wissenschaftler, Hamburgs internationales Ansehen könnte Schaden nehmen, wenn das Vorhaben nicht in ein didaktisches Konzept eingebettet werde, das „zu einer kritischen Auseinandersetzung mit dem deutschen Kolonialismus und der Expansionspolitik der Nationalsozialisten anregt“.

Das Relief soll Teil eines Tansania-Parks werden, über dessen Einrichtung der Hauptausschuss Wandsbek heute Abend abstimmen will. Volker Plagemann wird die Vorstellungen der Kulturbehörde zu dem umstrittenen Projekt darlegen. Eingeladen ist auch Horst Junk vom Kulturkreis Jenfeld, der ein Konzept für den Park entwickelt haben will.

Auf dem Gelände steht eine zehn Meter hohe Stele mit Tafeln zu Ehren der deutschen Kolonialtruppen und Hitlers Afrikakorps. Dazu soll das Terrakotta-Relief von 1939 kommen, das an den temporären Erfolg deutscher Afrika-Soldaten und ihrer afrikanischen Helfer im Ersten Weltkrieg erinnert, sowie der Expo-Pavillon Tansanias.

„Es hat mir noch keiner erklären können, warum ausgerechnet ein NS-Traditionsdenkmal ein Beitrag zur Völkerverständigung sein soll“, sagt Heiko Möhle, Geschäftsführer des Sonderforschungsbereiches. Die Verbindung der Denkmäler mit dem Expo-Pavillon verstärke „den harmonisierenden und geschichtsverfälschenden Eindruck, den die Nationalsozialisten mit der Errichtung des Askari-Reliefs erzielen wollten“. Zudem könnte die Anlage eine Pilgerstätte Ewiggestriger werden.

Horst Junk vom Kulturkreis will dieser Gefahr mit einem Zaun um das Gelände begegnen. Sein Verein wolle den Park als Museum mit kontrolliertem Zugang betreiben, in dem die Geschichte „mit allen negativen Seiten“ dargestellt werden solle.

An der Mehrheit von CDU und Schill-Partei in Wandsbek wird sein Vorhaben nicht scheitern. „Ich finde, das ist eine gute Sache“, sagt der Wandsbeker CDU-Fraktionsvorsitzende Christian Stoffer. Gernot Knödler