Arktis-Virus

Jetzt scheint klar, wer den Seehund-Killer-Virus eingeschleppt hat: die arktischen Vettern

Arktische Robben sind nach Ansicht eines Experten verantwortlich für die Ausbreitung des Staupevirus unter Seehunden im Wattenmeer. „Die Sattelrobben in arktischen Regionen tragen das Virus ständig in sich“, sagte der Leiter der Seehundaufzuchtstation in Norddeich, Peter Lienau am Wochenende. Robben dieser Art seien vor wenigen Monaten auf ihrer Wanderungsbewegung durch das Wattenmeer gekommen und hätten die hier ansässigen Seehunde infiziert.

Dass das Staupevirus möglicherweise von Zuchtnerzen komme, die unter anderem in Dänemark und Schweden in unmittelbarer Meeresnähe auf großen Farmen gehalten werden, hält Lienau für unwahrscheinlich. „Schon 1988 hatten die arktischen Sattelrobben die Epidemie bei uns ausgelöst.“

Solche Ausmaße wie damals werde die Ausbreitung des Staupevirus dieses Mal nicht annehmen, meinte er. „1988 war das Virus vor der Aufzuchtphase da.“ Dies führte zu Frühgeburten. Damals starben im Wattenmeer rund 8.600 Tiere. Insgesamt verendeten damals etwa 60 Prozent der Population.

Dagegen sei jetzt „die Zeit der Paarung fast abgeschlossen und die Jungen von den Muttertieren getrennt“, sagte Lienau. „Dadurch kann sich das Virus nicht so intensiv ausbreiten.“

Lienau erwartet, dass das Staupevirus „in spätestens vier Monaten“ von den deutschen und ausländischen Küsten wieder verschwunden ist. „Wir versuchen, tote Tiere als potenzielle Infektionsherde frühestmöglich aus dem Wattenmeer zu bergen.“ Gefährdet seien alle Tiere. „Das heißt aber nicht, dass auch alle infizierten Seehunde an der Staupe sterben.“ Starke und fette Tiere könnten Antikörper bilden und überleben. Von den insgesamt 15.000 Robben im deutschen Wattenmeer sterben täglich mehrere. „Aber nur bei sieben ist das Virus als Ursache festgestellt worden.“ In skandinavischen Gewässern sowie im holländischen Wattenmeer verendeten in den vergangenen Monaten rund 2.200 Tiere an dem Erreger.

dpa