Drive-Out am Weserstadion

SPD-Fraktion will den Konsens mit den AnwohnerInnen wiederfinden und lehnt das Fast-Food-Restaurant ab. CDU: „Ein Affront gegen den Senat“. Anwohner-Initiative warnt: „Wir sind nicht nur gegen McDonald’s“

Weiterhin für den Mantelbau an der Nordgeraden, aber gegen einen Fast-Food-Betrieb – auf diesen Nenner brachte Vorsitzender Jens Böhrnsen gestern die neue Position der SPD-Bürgerschaftsfraktion im Streit um den Ausbau des Weserstadions. Die Anwohner-Initiative „Kein Drive-In“ triumphierte: „Die SPD hat gesehen, dass sie nicht gegen die Anwohner Politik machen kann.“

Böhrnsen indes gab zwar zu, dass es „erheblichen öffentlichen Protest gegen McDonald’s“ gegeben habe, stellte zunächst aber ganz andere Argumente für das Nein seiner Fraktion in den Vordergrund. Das vom Senat in Auftrag gegebene Verkehrsgutachten habe ergeben, dass allein das Fast-Food-Restaurant täglich 1.200 Autos ans Stadion locken würde. Der Ansturm auf die Burger-Schalter sei daher nur mit einer zusätzlichen Ampel an der Einmündung auf den Osterdeich und neuen Fußwegen zu bewältigen. Kostenpunkt: 500.000 Euro, Kostenträger: die Stadt. „Dieses Geld können wir sparen“, erklärte Böhrnsen.

Zusätzliche Wege und Straßen wären zudem vom 1999 beschlossenen Erschließungsplan nicht mehr gedeckt. Eine Änderung dieses Plans aber, befürchten die Sozis, könnte wegen der dann möglichen Klagen vor Gericht das gesamte Mantelbau-Projekt um Jahre verzögern.

Er sei überzeugt, dass es „durchaus auch ein anderes Mieterpotenzial“ für den geplanten Nordgeraden-Bau gebe, erklärte Böhrnsen. Der Senat müsse jetzt ein Finanzierungskonzept ohne McDonald’s vorlegen.

Die CDU reagierte gereizt auf den Vorstoß ihres Koalitionspartners. Die Entscheidung sei ein „Affront gegen den Senat“, giftete Fraktionschef Jens Eckhoff. Und: „Ich bin gespannt, welche Mieter Böhrnsen in den nächsten Wochen präsentiert.“ Die Bulettenbräter hatten der Bremer Weserstadion GmbH (BWS), die den 15,7 Millionen Euro teuren Bau an der Nordseite des Stadions ohne öffentliche Mittel finanzieren soll, eine Mietvorauszahlung in Höhe von 2,5 Millionen Euro angeboten – verlockend für die an Eigenkapital schwache GmbH, die zur Hälfte der Stadt, zur Hälfte Werder Bremen gehört. Mit ihrer Entscheidung, so Eckhoff, gefährde die SPD das ganze Projekt. Die BWS wollte dazu gestern keine Stellungnahme abgeben.

Böhrnsen betonte, die SPD-Fraktion teile nicht die Position der Anwohner, die grundsätzlich gegen den Mantelbau seien. Es müsse aber eine „sorgfältige Abwägung der Interessen“ geben. Ob das gelingt, bleibt trotz Gesprächsangeboten fraglich. Axel Neuhaus von der Anwohner-Initiative stellte bereits klar: „Wir sind nicht nur gegen McDonald’s, sondern gegen den Ausbau des Stadions zu einer Gewerbeimmobilie, wo auch abends und am Wochenende dauernd was los ist.“ Armin Simon