Bei Hitze klemmt die Tür

Der S-Bahn-Verkehr auf der Ringbahn läuft alles andere als rund. Die Züge leiden unter hohen Temperaturen, weiten Baustellenumwegen und Softwareproblemen. Fahrgäste stöhnen über lange Wartezeiten und komplizierte Linienbenennung

von JOHANNA TREBLIN

Die Ringbahn verzichtet auf Umwege. Das spart dem Fahrgast Zeit. So jedenfalls stellten sich S-Bahn und Nutzer das vor, als die Züge am 15. Juni Berlin erstmals seit 41 Jahren wieder vollständig umrunden durfte. Doch zum Ärger der Fahrgäste kommt es immer wieder zu Verspätungen. Manche Züge fallen ganz aus.

Gründe gibt es viele. Zum einen haben die meisten für die Ringbahn eingesetzten rot-anthrazitfarbenen Züge ein Hitzeproblem. „Ist ein Wagen aufgeheizt, schließen die Türen nicht richtig, und der Zug fährt nicht los“, erklärt Ingo Priegnitz, Pressesprecher der S-Bahn GmbH. Mit Ende des Sommers wird sich das Problem zumindest für dieses Jahr erledigt haben. Auch die Streckenführung wird ab dem 13. Oktober kein Grund für Verspätungen mehr sein. Durch die Sperrung des Nord-Süd-Tunnels sind die Züge bis zu drei Stunden unterwegs. „Jede kleinste Verzögerung am Anfang der Strecke wirkt sich bis zum Zielbahnhof aus“, erklärt Priegnitz. Mitte Oktober wird der Tunnel jedoch wieder freigegeben. Die Fahrt pro Zug dauert dann nur noch eine Stunde. Ein weiteres Problem: „Heute ist es auf der Ringbahnstrecke kaum möglich, die Züge zu tauschen“, so Priegnitz. Wenn einer ausfällt, gibt es also meist keinen Ersatz.

Christfried Tschepe vom Fahrgastverband Igeb kritisiert: „Nach den Modellrechnungen war dieses Streckensystem am wirtschaftlichsten. Allerdings war es darauf ausgelegt, dass alles funktioniert. Die Frage ist, ob die S-Bahn nicht Fehler hätte einkalkulieren müssen.“ Vor allem aber stören Tschepe die undurchsichtigen Linienbezeichnungen. „Jeder Zug trägt auf einer Strecke drei verschiedene Nummern.“ Aus der Richtung Schöneweide trägt der Zug anfangs die alte Bezeichnung S 46 oder S 47. Auf dem Ring heißt er dann S 41 oder S 42, je nach Richtung. Biegt die Bahn nach Bernau ab, wird sie umbenannt in S 2.

Zudem ist für die Fahrgäste aus dem Südosten nicht immer deutlich, in welche Richtung die Bahn jeweils fährt. „Anfangs zeigte jede Anzeige auf dem Bahnsteig nur das Ziel ‚Gesundbrunnen‘ “, so Tschepe. Die Anzeige wurde nun erweitert auf den Zusatz „Westkreuz“ bzw. „Ostkreuz“. Doch noch immer müssen sich Fahrgäste genau informieren, wohin der jeweilige Zug fährt. „Das ist alles ein wenig kompliziert“, stellt Tschepe fest. „Kann es die richtige Lösung sein, wenn man das System fünf Minuten lang erklären muss?“

Auch Siemens muss sich mit der Ringbahn beschäftigen. Die Firma hat die Stellwerkstechnik für die S-Bahn entwickelt, die für die Ringbahn erweitert wurde. Die neue Software ist aber nicht komplett kompatibel mit dem alten Programm. „Wenn die Software einen Fehler findet, zeigen alle Signale auf Rot und die Züge bleiben stehen“, erkärt der S-Bahn-Sprecher. Seit dem 15. Juli sei es allerdings zu keinem Ausfall mehr gekommen. Und Bernd Edelmann von der Abteilung Transportation Systems der Firma Siemens betont, dass der Konzern in ständigem Kontakt zur S-Bahn stehe, um alle Fehler aus dem Weg zu räumen. Wie es aussieht, müssen die Fahrgäste den Sommer über noch ein wenig Nachsicht haben. Es kann offenbar nur besser werden.