Geschichte unkommentiert

CDU und Schill im Bezirk Wandsbek beschließen „Tansania-Park“ in Jenfeld. Noch ohne Konzept sollen dort bereits ab Anfang Oktober Kolonial-Denkmäler der Nazis aufgestellt werden. Einwände der Uni Hamburg interessieren dabei nicht

von ELKE SPANNER

Jenfeld bekommt einen „Tansania-Park“. Es gibt bereits die Exponate, das Askari-Relief sowie ein weiteres Denkmal, das an die „Schutztruppen“ des Kaiserreichs in den ehemaligen Kolonialstaaten erinnert, und es gibt bereits den Eröffnungstermin Anfang Oktober. Nur ein Konzept für das Museum, das gibt es noch nicht.

Zwar hat der Hauptausschuss Wandsbek nun mit den Stimmen von CDU und Schill-Partei beschlossen, eine Arbeitsgruppe zu gründen, die sich mit der Ausgestaltung des Parks und Beschriftung der Exponate befassen soll – und die Notwendigkeit eines Konzeptes damit anerkannt. Dennoch wurde bereits ein Eröffnungstermin in nur zwei Monaten festgelegt. „Ohne Richtung marsch“, spottet die örtliche GAL, die den Antrag der CDU abgelehnt hatte.

Die plötzliche Eile war hausgemacht. 1999 war das 1939 von den Nazis errichtete Askari-Relief vom Gelände der ehemaligen Lettow-Vorbeck-Kaserne in Jenfeld abgebaut worden. Nachdem die Pläne des „Kulturkreises Jenfeld“ bekannt wurden, das Denkmal in einem „Tansania-Park“ wieder aufzustellen, hatte die GAL wiederholt beantragt, über das Konzept der Ausstellung zu beraten. Das aber wurde stets vertagt, „keine Eilbedürftigkeit“. Bis Bürgermeister Ole von Beust (CDU) vorige Woche eine Einladung an den Staatspräsidenten von Tansania aussprach, an der Eröffnung der Ausstellung im Oktober teilzunehmen. Seitdem steht der Termin.

Der wurde gegen das Votum anderer Quartiersgremien festgelegt. Die „Stadtteilkonferenz Jenfeld“ hatte dafür plädiert, zunächst mit einem Konzept „eine professionelle, fundierte und sensible historische Betrachtung der Kolonialzeit“ sicherzustellen. Auch der Sonderforschungsbereich „Umbrüche in afrikanischen Gesellschaften und ihre Bewältigung“ der Universität Hamburg hatte in einem offenen Brief angemahnt, mit dem Museum unter denkmalpflegerischen und didaktischen Erwägungen „zur kritischen Auseinandersetzung mit dem deutschen Kolonialismus und der nationalsozialistischen Expansionspolitik anzuregen“. Bislang sei nicht einmal ersichtlich, warum das Museum „Tansania-Park“ heißen soll, obwohl das zweite Exponat auch auf die Kolonialstaaten Kamerun, Togo und Deutsch-Südwestafrika verweist.

Unklar ist auch noch die Finanzierung. Der aus Jenfeld stammende Bausenator Mario Mettbach (Schill-Partei) soll die finanzielle Unterstützung seiner Behörde angeboten haben. Dazu Andreas Bokowski vom Regenbogen: „Nach Gutsherrenart Geschichtsverklärung zu betreiben und private Steckenpferde mit öffentlichen Finanzmitteln zu pflegen, ist haushaltsrechtlich äußerst bedenklich.“