10.000 Megawatt Windkraft

Seit gestern produzieren die Windmüller Deutschlands so viel Strom, dass theoretisch der Bedarf Berlins gedeckt ist. Bis 2010 soll sich die Windkraft noch einmal verdoppeln

HANNOVER taz ■ Gestern feierten Bundesumweltminister Jürgen Trittin und der Bundesverband WindEnergie (BWE). Denn in Bimolten nördlich der niedersächsischen Stadt Nordhorn ging das Windrad ans Netz, mit dem nun die 10.000-Megawatt-Marke der Windkraft in Deutschland erreicht ist. Damit setzten Minister und Verband einen „neuen Meilenstein der Windkraftentwicklung in Deutschland“.

Seit 1998 habe sich die in der Bundesrepublik installierte Windkraftleistung vervierfacht, lobte Trittin die eigenen Bemühungen. Der Anteil der Windenergie an der Stromversorgung habe sich im gleichen Zeitraum von 1 Prozent auf 3,5 Prozent erhöht. Die derzeit rund 12.250 Windräder in Deutschland könnten immerhin die Hauptstadt Berlin rund um die Uhr mit Strom versorgen. Im Lande des „Windkraftweltmeisters Deutschland“ seien derzeit die Hälfte aller in Europa errichteten Windkraftanlagen in Betrieb. Nach den Worten des Bundesumweltministers verbraucht die Windkraftbranche der Bundesrepublik bereits mehr Stahl als die deutsche Werftindustrie.

Der grüne Minister im Wahlkampf kritisierte CDU und FDP. Weil sie die erneuerbaren Energien ablehnten, würden sie einen boomenden Wirtschaftszweig und rund 120.000 Arbeitsplätze massiv gefährden. Vor allem ländliche Regionen könnten durch die Nutzung von Wind, Sonne und Biomasse ein weiteres wirtschaftliches Standbein aufbauen.

In die insgesamt 14 Windräder in Bimolten etwa haben über 100 Kommanditisten und 40 Landeigentümer rund 30 Millionen Euro investiert. Jede Anlage hat eine Leistung von 1,8 Megawatt, eine Nabenhöhe von immerhin 98 Meter und einen Rotordurchmesser von 70 Metern. Der ganze Windpark soll jährlich rund 46,5 Millionen Kilowattstunden liefern. Bei der Einweihung erinnerte der Bundesverband WindEnergie daran, dass südlich von Nordhorn, im nordrhein-westfälischen Landkreis Steinfurt, vor knapp zwei Jahrzehnten das erste private Windkraftwerk in Betrieb ging und dann in Deutschland in das Stromnetz einspeiste. Es hatte allerdings lediglich eine Leistung von 20 Kilowatt. BWE-Präsident Peter Ahmels rechnet in Bimolten zunächst mit einem weiteren rasanten Windenergiezuwachs. Ende des Jahres werde die in Deutschland installierte Gesamtleistung bereits bei 11.750 Megawatt liegen. Bis zum Jahr 2010 erwartet allerdings auch der Verband nur noch eine knappe Verdoppelung auf dann insgesamt 22.500 Megawatt.

JÜRGEN VOGES