Glauben statt arbeiten
: Wahlen und Wünsche

Wahlen sind wie Weihnachten. Jeder schreibt auf, was er immer schon haben wollte. Im Unterschied zu Weihnachten aber begründen die Wunschzettelschreiber vor Wahlen ihre Wünsche und behaupten, sie würden damit die Welt verbessern.

Kommentar von SANDRA WILSDORF

Diesmal geht es dabei um so ein wichtiges Problem wie Arbeitslosigkeit. Die liegt zwar an einer Weltkonjunktur, die vor einem Jahr eingebrochen ist, an bebenden Börsen und globaler Unsicherheit. Trotzdem tut jeder so, als hätte er lokale Rezepte.

Gute Zeiten für die Handelskammer, durchzusetzen, was sie sich schon lange wünscht: Weg mit dem Kündigungsschutz und runter mit den Sozialversicherungsbeiträgen. Das ist gut, bleibt mehr Geld im Portemonnaie. Wie, das Gesundheitssystem krankt jetzt schon? Noch geringeren Kassenbeiträgen folgtnoch weniger Behandlung? Aber macht ja dann nichts, wird jemand krank, kann man ihn ja wegen des lockeren Kündigungsschutzes rauswerfen. Arbeitslosengeld? Kriegt er dann leider nicht, denn die Beiträge waren ja so gesunken. Er ist schon 60? Na, Rente fällt natürlich schmal aus, die Beiträge waren ja so niedrig.

Aber in der flexiblen Wirtschaftswelt wird doch wohl auch der 60-Jährige wieder einen Job finden. Ach, ... nicht? Wie, das alles schafft keinen einzigen zusätzlichen Job? Hat die Handelskammer aber gesagt und wir haben ihr geglaubt und ... Ach, war nur ein Wunschzettel? Hmmh.

Das Schlimmste ist: Wenn der nächste Kanzler Stoiber heißt, dann wird es genau so kommen.

berichte links und seite 18