Schulgebäude im Kleingarten

Bildungsressort will die Mobilbau-Klassen im Schulzentrum Schaumburger Straße ersetzen. Dafür müssen Kleingärten In der Wisch weichen. Anwohner und Beirat vermuten einen Immobilien-Deal, die GBI dementiert

Die Johannisbeeren dürfen sie noch ernten. Dann ist Schluss mit Gärtners Glück In der Wisch. Bis Ende September, so steht es in dem gerade mal einen Monat alten Kündigungsschreiben, muss die Hälfte der Parzellisten ihre Gärten räumen. Der Grund: Die Mobilbauten im benachbarten Schulzentrum Schaumburger Straße sollen durch einen Neubau ersetzt werden.

„Wir haben im April vom Bildungsressort den Auftrag bekommen, das Gelände baureif zu machen“, rechtfertigt der Sprecher der Gesellschaft für Bremer Immobilien (GBI), die das Grundstück für die Stadt verwaltet, die Kündigungen. Drei Jahre ist es her, dass die Bildungsdeputation das „Mobilbau-Ersatz-Programm“ beschloss. Jetzt drückt das Ressort aufs Tempo: Schon im November sollen die Bagger anrücken, damit die SchülerInnen in einem Jahr die neuen Räume beziehen können. Pech für die KleingärtnerInnen: Ihre Gärten sind im Bebauungsplan als „Schulerweiterungsgelände“ ausgewiesen und gelten auch nicht als richtige „Parzellen“, sondern nur als „Grabeland“. Ersatz für ihre Gärten und Hütten bekommen die Parzellieros daher nicht. Einzige Ausnahme: die Grundschule Stader Straße, die eines der privat gepachteten Grundstücke als Schulgarten nutzt. Die angebotene Ersatzfläche sei allerdings viel zu weit weg von der Schule, klagt Lehrerin Marlies Koke. Und das Haus, das Eltern mit finanzieller Unterstützung des Beirats in dem Schulgarten errichtet haben, „das sollen wir jetzt abreißen.“

Die AnwohnerInnen und den Beirat Östliche Vorstadt treibt indes noch eine ganz andere Sorge um. Ende letzten Jahres nämlich hatte der Senat versucht, das gesamte Grabeland zum Baugebiet zu erklären. Die stadteigene GBI hätte es dann gewinnbringend verkaufen können. Das Vorhaben scheiterte unter anderem, weil die Schulen auf ihren Erweiterungsbedarf pochten. Jetzt befürchten die Beiräte, dass nach dem Schulhaus-Bau der Rest der Grünfläche doch noch zum Wohngebiet werden soll. „Wir vermuten da ganz üble Machenschaften der GBI hinter dem Vorhaben“, sagt die Vize-Sprecherin des Beirats, Ute Treptow (Grüne). Noch diesen Monat will der Beirat daher eine Bürgerversammlung organisieren.

GBI-Sprecher Martin Rohmann weist die Vorwürfe zurück. Die GBI werde das neue Schulhaus zwar über den Verkauf anderer Immobilien oder Grundstücke finanzieren. Eine Wohnbebauung auf der östlichen Hälfte des Gartengrundstücks sei jedoch nicht geplant. sim