290.000 Berliner arbeitslos

Die Erwerbslosigkeit erreicht den höchsten Sommerstand seit der Wende. 17,3 Prozent sind in der Region arbeitslos gemeldet. Anstieg vor allem in Berlin. Knapp 28.000 Jugendliche suchen Lehrstelle

von RICHARD ROTHER

Die Arbeitslosigkeit in der Region ist auf den höchsten Stand seit der Wende gestiegen. Ende Juli waren in Berlin und Brandenburg 17,3 Prozent arbeitslos gemeldet, das sind mehr als 528.000 Menschen. Vor einem Jahr waren es nur 16,7 Prozent. Im bundesweiten Vergleich gehören Berlin und Brandenburg zu den Schlusslichtern des Arbeitsmarkts. Als Gründe nannte das Landesarbeitsamt die schlechte Wirtschaftslage, vor allem die Rezession am Bau. Zudem würden viele Firmen zum Ende des zweiten Quartals kündigen, in der Ferienzeit aber kaum neu einstellen.

Statistisch gesehen ist der Anstieg der regionalen Arbeitslosigkeit vor allem auf die schlechte Lage in Berlin zurückzuführen. Während in Brandenburg die Quote im Jahresvergleich nahezu unverändert blieb, stieg sie in Berlin um einen Prozentpunkt auf 17,0 Prozent. Damit waren in Berlin rund 16.000 Menschen mehr arbeitslos gemeldet als vor einem Jahr; derzeit sind rund 290.000 Berliner ohne Job.

Die Statistik sähe noch düsterer aus, verzichtete das Arbeitsamt auf eine aktive Arbeitsmarktpolitik: Mehr als 55.000 Berliner befanden sich im Juni in so genannten arbeitsmarktpolitischen Maßnahmen wie Weiterbildung, Arbeitsbeschaffungs,- Strukturanpassungs-, Lohnkostenzuschuss- oder individuellen Eingliederungsprogrammen.

Innerhalb Berlins und Brandenburgs ist die Arbeitslosigkeit ungleich verteilt. Während im Berliner Umland die Quote bei 13,5 Prozent liegt, bewegt sie sich sie in der Berliner Innenstadt nahe der 20-Prozent-Marke: In Friedrichshain-Kreuzberg sind 23,2 Prozent arbeitslos, in Neukölln sind es 21 und im Großbezirk Mitte 19,6 Prozent. Die Spitzenwerte im Land Brandenburg: Der Arbeitsamtsbezirk Potsdam hat mit 11,1 Prozent die niedrigste, der Bezirk Senftenberg mit 24,7 Prozent die höchste Quote.

Dramatisch ist die Lage auch auf dem Ausbildungsmarkt. Obwohl die Zahl der Bewerber zurückgegangen ist, sind in Berlin und Brandenburg wenige Wochen vor Beginn des neuen Ausbildungsjahres noch 27.700 Jugendliche ohne eine Lehrstelle. Der Grund: Die Zahl der betrieblichen Ausbildungsplätze ist vor allem in Berlin erneut gesunken.

Der DGB-Vizechef Bernd Rissmann warnte gestern vor einer „Ausbildungskatastrophe“. In Berlin und Brandenburg fehlten rund 40.000 Ausbildungsstellen. Skandalös sei, dass die Wirtschaft ihre Selbstverpflichtung, die sie beim Bündnis für Arbeit eingegangen sei, nicht einhalte. Rissmann kritisiert darüber hinaus den rot-roten Senat. Die Sparpolitik führe zu einem weiteren Abbau von Ausbildungstellen im öffentlichen Dienst.

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