Lesben statt Olympia

„Wir haben reduziert“: Bei den Zuschauern gab es Applaus für die Theateraktion und Wut auf den Senat

Zwei Politiker betreten mit energischem Schritt den Gänsemarkt. „Wir brauchen Geld für die Wirtschaft“, schreit der eine und zieht hanseatisch jede Silbe in die Länge. „Genau“, bestätigt ihm sein Kollege, „Olympische Spiele 2012 und Airbus – alles in Hamburg.“ Woher das Geld nehmen? Ganz einfach: von den Frauen. Aus den Taschen ihrer dunkelblauen Zweireiher ziehen sie Scheren und schneiden großzügig Stücke aus Plakaten, auf denen die bislang noch existierenden Frauenprojekte aufgezählt sind: Beratungsstellen, Frauenhäuser, Lesbenzentren ...

„Wieder fünf Sandsäcke für das Mühlenberger Loch“, freuen sie sich, und die Drogenprojekte werden um die Hälfte reduziert. Die Übergabe der verbliebenen Fetzen an die Vertreterinnen der Frauenprojekte erfolgt mit den Worten: „Wir mussten etwas reduzieren.“ Die Frauen sind ratlos. Doch dann fassen sich alle an den Händen und schreien: „Nein! Stopp! Wir machen weiter!“ Die Zuschauer applaudieren. Mit der Theateraktion „Wir haben reduziert“ gestern Nachmittag auf dem Gänsemarkt protestierten die Darstellerinnen gegen die drastischen Kürzungen bei den Frauenprojekten. Viele Einrichtungen sind inzwischen gezwungen, ihr Angebot stark einzuschränken oder sogar einzustellen. Weitere Aktionen sollen folgen. BUB