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In Hamburg werden zehn Busse in den kommenden vier Wochen videoüberwacht. Dadurch sollen Vandalismusschäden verringert werden

„Tätliche Übergriffe in den Bussen sind sehr selten“, sagt PVG-Sprecherin Susanne Rieschick-Dziabas

von ELKE SPANNER

Die Warnungen sind kaum zu übersehen: „Dieser Bus ist videoüberwacht“, steht auf Aufklebern am Eingang und im Inneren des Fahrzeuges. Die Chance, sich gegen die Überwachung zu entscheiden, hat man trotz des Hinweises aber nicht – wenn man in den kommenden vier Wochen mit der Linie 3 von Schenefeld über die Stresemannstrasse zum Hamburger Rathausmarkt befördert werden will. Während eines Pilotprojektes der Pinneberger Verkehrsgesellschaft (PVG) läuft in zehn Bussen pausenlos ein Videoband mit.

Ziel der Überwachung ist laut PVG-Sprecherin Susanne Rieschick-Dziabas, einerseits das Sicherheitsgefühl der Fahrgäste zu erhöhen, andererseits diese vom Beschmieren und Zerstören der Sitze und Fensterscheiben abzuhalten. Der zweite Aspekt steht eindeutig im Vordergrund, denn „tätliche Übergriffe im Bus“, räumt sie ein, „sind sehr selten“. Dennoch sei es im Interesse aller Fahrgäste, sich bei ihrer Bustour filmen zu lassen. Die Kosten für die Beseitigung von Graffiti würden schließlich auf die Fahrpreise umgelegt.

Vier Kameras sind jeweils in den Bussen montiert. Die Bänder werden verdeckt aufzeichnen, ohne dass über einen Monitor das Geschehen mitverfolgt werden kann. Gesichtet werden die Aufzeichnungen nur, wenn es zu einem „Schadensfall“ kommt. Anderernfalls werden die Bänder nach drei Tagen ungesehen wieder überspielt.

Meldet etwa ein Busfahrer nach einer Tour Schmierereien an einem Sitz, meldet er das seiner Leitstelle. Die trifft dann die Entscheidung, ob der Schaden so gravierend ist, dass sich der folgende Aufwand zur Aufklärung der Tat lohnt: Dann sichten die MitarbeiterInnen der Leitstelle die Videobänder im fraglichen Zeitraum, und ist dort das Gesicht des „Täters“ zu erkennen, wird Anzeige bei der Polizei erstattet. Der werden die Bänder zu Berweiszwecken ausgehändigt.

Die Videoüberwachung, sagt Rieschick-Dziabas, ist mit dem Hamburgischen Datenschutzbeauftragten abgesprochen. Der hatte Richtlinien dafür entwickelt. So hat sich der Hamburger Verkehrsverbund (HVV), der noch in diesem Jahr die U-Bahnen mit Videokameras ausrüsten will, verpflichtet, jeweils einen Wagen ohne Kameras bereitzustellen. Damit bleibt den Fahrgästen überlassen, ob ihnen das „subjektive Sicherheitsempfinden“ oder der Schutz ihres Persönlichkeitsrechts wichtiger ist. In Bussen ist das nicht möglich. Über diesen Punkt, räumt PVG-Projektleiter Ralf Holst ein, bestehe noch keine Einigkeit mit dem Datenschutzbeauftragten.

Der Pilotversuch der PVG ist nicht der erste. In Flensburg seien die Vandalismusschäden um fast 98 Prozent zurückgegangen. Auch die Verkehrsbetriebe Hamburg/Holstein hatten überwachte Fahrzeuge auf Tour geschickt. Mit dem Ergebnis, dass es ebensoviele Schäden gibt wie zuvor.