geläufig Hab getan, was ich konnte

„Ich hab getan, was ich konnte. Geschlagen hab ich ihn, dass mir die Hand angeschwollen ist.“ Diesen derben und deftigen Satz lässt Martin Sperr in seinem Stück „Jagdszenen aus Niederbayern“ die Mutter des 20-jährigen Mechanikers Abram sagen. So rechtfertigt sie sich vorm Dorf. Abram hatte längere Zeit das Dorf verlassen. Man vermutet, dass er schwul sei und deswegen im Gefängnis war. „Gesessen soll er haben, weil er so Sauereien gemacht hat, mit Männern!“ Nun kehrt er zurück, beginnt eine Affäre mit der Gelegenheitsprostituierten Hannelore und schwängert sie schließlich. Geht denn das? „Denn erstens ist die Hannelore eine Hure, und zweitens macht’s der Abram bloß von hinten!“ – „Vielleicht wird das Kind wieder schwul. Das bringt neues Unglück.“ – „Dem genügt’s nicht, so rum zu sein, der muss auch noch so sein!“, so betrachten die Dorfbewohner das Geschehen. Und sie müssen ihr Dorf schützen, daher beginnen sie nun damit, den Jungen zu jagen. Martin Sperrs Stück, das nun immerhin 36 Jahre alt ist und seinerzeit einen Skandal darstellte, gehört noch immer zu den Repertoire-Stücken auf den großen Bühnen. Das verwundert nicht, denn wenn man sich das heutige Dorfleben anschaut, hat sich nicht viel getan, auch mehr als dreißig Jahre danach nicht. Und nicht nur die Dörfer sind für „solche Drecksäue“ wie Abram bedrohlich, dafür steht Stoibers CDU täglich ein. Am heutigen Freitag und in den nächsten Tagen wird das Stück von der Theatergruppe Strich auf dem Helmholtzplatz gegeben, der freie Himmel ist Zeuge. SUN

Helmholtzplatz, 20 Uhr