sommerkrimi

Folge 19

Strindberg blickte Lund erwartungsvoll ins Gesicht, der aber fing den Ball nicht auf und schwieg beharrlich.

„Klingt vielleicht merkwürdig, aber eigentlich haben wir keine Zeit für diesen Novitzki.“

Strindberg wich einen kleinen Schritt zurück und legte die Stirn in tiefe Furchen. In seinem Blick lag eine Mischung aus Unsicherheit und Besorgnis.

„Du kannst dir zwei Leute aussuchen. Mehr ist nicht drin.“

„Zwei Leute!“

Lund verschränkte unwillig die Arme vor der Brust und ließ sich mit dem Rücken gegen die Zimmerwand fallen.

„Vielleicht sollten wir ‘ne Anzeige aufgeben. Bitte in der nächsten Zeit keine Verbrechen, wir müssen unseren amerikanischen Freunden helfen! Was meinst du, August?“

Wieder blies Strindberg heftig den Atem aus, mit einem lauten, flatternden Geräusch, als ob jemand eine Plastiktüte aus einem fahrenden Auto hält.

„Spotte nur, solange das außer mir keiner hört. Was schlägst du denn als Alternative vor? Den umgekehrten Fall? Ich sage dem FBI, tut mir leid, Jungs, die diversen tausend Toten vom World Trade Center fallen leider nicht in unseren Zuständigkeitsbereich, bei uns hat man nämlich auch einen erschlagen?“

Obwohl die Aussichten mehr als frustrierend waren, gab Lund sich geschlagen. August Strindberg hatte ganz einfach recht.

„Ich will Atze Wendt und Larissa Lehmann.“

„Die kleine Lehmann? Sie hat doch noch kaum Erfahrung. Du brauchst Leute, die powern können.“

„Eben. Im übrigen habe ich die Erfahrung gemacht, dass es in manchen Situationen sehr hilfreich sein kann, eine Frau im Team zu haben.“

„Ganz wie du willst, Pieter.“

*

10.00 Uhr

„Harry!“

„Morgen, George.“

„Ich brauch mal ‘nen Tipp von dir, muss aber unter uns bleiben.“

„Kannst ruhig reden. Außer mir und euch beiden ist keiner mehr hier. Trink man erst mal ‚n Kaffee.“

George holte das Koks-Paket aus dem Zimmer, in dem sie übernachtet hatten. Lennie schlief noch.

„Wir haben das hier gefunden. Frag mich nicht, wo. Spielt eh keine Rolle.“

„Was ist da denn drin?“

„Mach mal den Finger naß und steck ihn da rein. Dann kommst du selber drauf.“

George hielt ihm die Öffnung hin.

Harry holte den Finger wieder heraus, schnüffelte und schmeckte.

Vorabdruck aus Holger Biedermann, Von Ratten und Menschen, Kriminalroman, erscheint am 28.8. bei Edition Nautilus Hamburg, 192 S., 12,90 Euro, © Edition Nautilus