Jörg im Glück

Zum Bundesligaauftakt in Hamburg trafen vor 52.000 Zuschauern die beiden Meister der Vorbereitung aufeinander. Der Sieger hieß schon vor Anpfiff HSV. Er gewann schließlich mit 2:1 und zeigte, dass man nicht gut spielen muss, um zu gewinnen

von OKE GÖTTLICH

Vor Anpfiff hieß es erst einmal anstehen für den HSV. Das galt auch für den kommenden Hamburger Sportdirektor Dietmar Beiersdorfer, der seine hinterlegte Eintrittskarte an dem überlasteten VIP- und Pressecontainer abholen musste und eine halbe Stunde mit sämtlichen Dauerkarteninhabern die ihre Tickets nicht zugeschickt bekommen hatten, anstehen musste.

Hintenan standen ebenfalls die Erwartungen des Hamburger Sportvereins. Zumindest was die spielerischen Momente im Aufeinandertreffen mit Hannover 96 anging. Zwar besiegte der HSV den Aufsteiger mit 2:1, musste aber 82 Minuten spielerischer Notdurft über sich ergehen lassen. In der 84. Minute überraschten die Hamburger sich mit dem Siegtreffer selbst, aber konnten gut damit leben, mal mit drei Punkten in eine Saison zu starten. Nach selbstbewussten Tönen vor dem Spiel gegen die ebenfalls mit HSV-Rufen angefeuerten 96er aus Hannover machte sich zunächst Ernüchterung breit. In der sechsten Spielminute foppte der agile Hannoveraner Jiri Stajner die Hamburger Abwehr per Freistoß. Er sah den nicht im Abseits positionierten Danijl Stefulj, der den Ball auf Dariusz Zuraw zurücklegte. Zuraw traf. Weniger der Rückstand, als die vielen Spielunterbrechungen und kleinlichen Regelauslegungen des Schiedsrichters Hermann Albrecht verunsicherten die Hamburger.

Die Aufsteiger aus Hannover nutzten den zunächst undynamischen Auftritt der Hamburger und wussten in Ballnähe häufig eine Überzahlsituation zu schaffen, die im Hamburger Mittelfeld zu Fehlern führte. „Hannover wird mit dem Abstieg nichts zu tun haben“, prognostizierte Kurt Jaras Assistent Manfred Linzmaier im Vorfeld der Partie. Eine These, die sich nach der ersten Halbzeit zu bewahrheiten schien. Hannover agierte flexibel, der HSV reagierte pomadig. Nach dem Seitenwechsel gingen die Hamburger trotz des Rückstandes rasanter zu Werke. „Nach der Vorbereitung die wir gespielt haben, lassen wir uns nicht so leicht hängen“, erklärte der in der ersten Hälfte des Spiels unglücklich agierende Jörg Albertz den unerwarteten Umschwung. „Auch die Auswechslungen haben entscheidende Impulse gebracht“, sagte Manfred Linzmaier, nachdem der überforderte Christian Rahn und der nicht ins Spiel findende Richard Kitzbichler durch Roda Antar und den Neuzugang Cristian Ledesma ersetzt worden waren. Hannover schien die 1:0-Führung über die Zeit retten zu wollen, vergaß aber, dass die Hamburger sich keinesfalls einen schlechten Start in die Liga leisten wollten. Der HSV drückte, kam vereinzelt zu guten Chancen. Der Treffer aber musste schließlich durch einen Elfmeter fallen. Nach einem Foul an Marek Heinz griff sich Albertz das Leder und traf zum Ausgleich. Zwei Minuten später fiel der Siegtreffer wiederum durch Albertz der endlich genug Selbstvertrauen getankt hatte, um in den Strafraum vorzudringen und nicht mehr einsah, sich hinten anstellen zu müssen.