Elefant im Kopfstand

Circus Krone kommt nach Bremen mit vielen Tieren im Gepäck. „Artgerechte Haltung gibt es in keinem Zirkus der Welt“, sagen die Tierschützer, doch die Besucher wollen Tiere sehen

„Habt ihr auch Raubtiere?“ – das ist meist die erste Frage an der Kasse

Ein Elefant macht Kopfstand, die Löwendame macht Männchen und der Tiger springt durch den brennenden Ring. Das sind keine natürlichen Verhaltensweisen und für Tiere eine Qual, sagen die Tierschützer: „Ich kann mir nicht vorstellen, dass ein Elefant sich in freier Wildbahn auf ein Podest setzt und die Beine hochlegt“, sagt Frank Burke von der Initiative für Aufklärung und Information über Tiermissstände und Tierrechte, „Eine artgerechte Haltung ist in keinem Zirkus der Welt möglich.“ Schließlich hätten die Tiere in freier Wildbahn mehrere Hektar Lebensraum zur Verfügung. Bei der Dressur mit Belohnung nutzten die Zirkusse das tierische Bedürfniss nach Futter aus.

„Bei uns machen die Tiere nur das, was sie sowieso gerne tun“, beteuert dagegen Susanne Matzenau, Sprecherin des Circus Krone, „auch in ihren Gehegen sieht man oft, wie sie bestimmte Bewegungen aus den Vorstellungen wiederholen.“ Am Anfang einer Dressur stehe eine ausgiebige Beobachtung des individuellen Verhaltens des Tieres. Wenn ein Löwe gerne springt, dann wird er auch in der Manege springen. Und wenn ein Löwe gar nichts gerne tut – so wie die Löwendame Flo – dann ist sie eben eine Schmuselöwin.

Flo und Co lassen sich jetzt auch in Bremen begucken. Denn Circus Krone wird vom 15. bis zum 28. August seine Zelte auf der Bremer Bürgerweide aufschlagen. Der größte Zirkus Europas kehrt damit zu seinen Wurzeln zurück. Schon die Debutvorstellung 1905 hatte er in der „Zirkusstadt Bremen“ gegeben. 5.000 Personen finden in dem fußballfeldgroßen Acht-Masten-Zelt des Zirkus Platz. Bei zwei Vorstellungen am Tag rechnet der Zirkus damit, dass etwa 9.000 BesucherInnen täglich die traditionelle Show anschauen werden. Dazu gehören neben Akrobaten, Clowns und Musik natürlich auch Tiere.

„Die Leute wollen Tiere sehen. Die erste Frage an der Kasse ist immer: Habt ihr auch Raubtiere?“, sagt Susanne Matzenau. Die Richtlinien zum Tierschutz, die das Bundesministerium für Landwirtschaft herausgegeben hat, würden dabei strikt eingehalten, betont sie. Diese Richtlinien bestimmen, welche Tiere ein Zirkus unter welchen Bedingungen halten darf. Menschenaffen oder Lauftiere wie Wölfe etwa dürfen heute nicht mehr mit einem Zirkus auf Reise gehen. Für alle anderen Tiere bestimmt die Richtlinie, wie groß der Käfig und das mobile Außengehege sein soll. „Natürlich sind die Leitlinien ein Kompromiss“, sagt Siegfried Orban, Vorsitzender des Arbeitskreises Zirkus der Tierärztlichen Vereinigung für Tierschutz, „aber wenn sie eingehalten werden, ist eine artgerechte Haltung und Dressur der Tiere durchaus möglich.“

Der Kopfstand eines Elefanten etwa lasse sich auch in freier Wildbahn beobachten. Denn Elefanten graben oft tief, um an Wasser zu kommen. Dabei könne es durchaus passieren, dass sie eine kopfstandähnliche Haltung einnehmen, erklärt der Tierarzt.

Wer sich selbst ein Bild machen möchte, wie die Tiere im Zirkus gehalten werden, kann täglich von 9 bis 13 Uhr die öffentlichen Proben besuchen und dabei auch die Stallungen besichtigen.

Verena von Ondarza