Im Sinkflug abgestürzt

US Airways, die siebtgrößte Fluglinie der USA, benennt den 11. September als Grund für ihren Bankrott. Doch so ganz stimmt das nicht – internationale Kooperation verschlafen

BERLIN taz ■ US Airways ist pleite. Die siebtgrößte Fluglinie der USA beantragte am Sonntag in Alexandria (Virginia) gerichtlichen Gläubigerschutz nach Kapitel 11 des Konkursrechts. Das bedeutet: US Airways kann zunächst weiter fliegen – unter anderem nach Frankfurt und München – und hat Zeit gewonnen. Seit Jahren nämlich versucht die Linie, die über 311 Flugzeuge verfügt, durch Umstrukturierung der Firmenkrise Herr zu werden. Erfolglos: Den Vermögenswerten – 7,8 Milliarden Dollar – stehen 20 Millionen Dollar mehr Verbindlichkeiten gegenüber.

Für den deshalb notwendigen Gang zum Gericht machte das Management am Wochenende die Terroranschläge und die danach gestiegenen Sicherheitskosten verantwortlich. Tatsächlich hatte der 11. September US Airways besonders stark getroffen: Die Ostküste ist ihr Kernwirtschaftsgebiet, und besonders dort war den Amerikanern die Fluglust vergangen. Die Buchungen brachen um ein Drittel ein. Zum anderen ist der Washington Reagan National Airport der wichtigste Flughafen des Unternehmens. Viele der rund 200 Ziele in Nordamerika, Europa und der Karibik konnten längere Zeit nicht oder nur auf Umwegen bedient werden, was einen Rekordverlust von 2,1 Milliarden Dollar mit sich brachte.

Allerdings kann der 11. September nur teilweise als Begründung dienen: Mittlerweile liegt das Passagieraufkommen nur noch 4 Prozent unter dem Niveau vor den Anschlägen. Die Pleite-Ursachen sind älter: Seit Mitte 1999 hat US Airways nämlich in elf von zwölf Quartalen einen Verlust ausgewiesen. Der des letzten Quartals belief sich auf eine Viertel Milliarde Dollar.

Mitte der 90er-Jahre hatte die US Airways noch mit glänzenden Gewinnen aufwarten können. Der Rekord-Betriebsgewinn stammt von 1998: 374 Millionen Dollar. Dann aber setzte eine internationale Zusammenarbeit ein, die US Airways verschlief. Die Deutsche Lufthansa gründete mit dem US-Konkurrenten United Airlines und einem Dutzend weitere Linien die „Star Allianz“. American Airlines schloss sich mit der British Airways und anderen zum „OneWorld“- Bündnis zusammen, die US-Gesellschaft Nordwest Airlines schmiedete mit der niederländischen KLM die Allianz „Wings“. US Airways dagegen konnte nur einige bilaterale Abkommen schließen.

Um zahlungsfähig zu bleiben, musste die US Airways Anfang letzten Jahres der American Airlines Start- und Landerechte sowie zahlreiche Flugzeuge abtreten – für 1,2 Milliarden Dollar. Direkt nach dem 11. September entließ US Airways 11.000 Mitarbeiter. Mitte Mai beschloss das Management ein Kostensparprogramm in Höhe von 1,2 Milliarden Dollar. Zulieferer sollten dazu bewogen werden, auf Teile ihrer Forderung zu verzichten.

NICK REIMER