sommerkrimi

Folge 22

„Dazu wäre ich gleich gekommen. Es sind Fingerabdrücke einer Person an der Balkontür, im Schlafzimmer und im Wohnzimmer gefunden worden. Aber nicht an der Leiche, und auch nicht am Baseballschläger. Auch die anderen Bereiche der Wohnung sind offenbar gründlich gereinigt worden. Nicht einmal mehr Fingerabdrücke vom Opfer zu finden.“

„Balkontür, Schlafzimmer und Wohnzimmer ...“ Atze Wendt überlegte, „... kann man sagen, normale Spuren eines Eindringlings, der über den Balkon, durch das Schlafzimmer in das Wohnzimmer eindringt?“

„Ganz genau so sieht es aus.“

Pieter Lund fuhr sich mit gespreizten Fingern durch die kurzen Haare. „Kann es sein, das noch jemand in der Wohnung war? Nach dem Täter, als das Opfer schon tot war?“

„Theoretisch ist das denkbar. Allerdings ist die Zeitspanne, die ein solcher Eindringling bis zu eurem Eintreffen zur Verfügung hat, sehr knapp bemessen. Und außerdem: warum holt derjenige nicht die Polizei, als er die Leiche findet?“

„Nochmal, Friedbert. Die Fingerabdrücke, nur in den genannten Bereichen, also nicht in Flur, Bad, Arbeitszimmer?“

„So ist es, Pieter.“

„Wieso verschafft sich ein Eindringling über den Balkon Zugang zu einer Wohnung, in der er einen Toten findet, die er aber anschließend nicht durchsucht, um zum Beispiel das Rauschgift zu finden, das der Novitzki in der letzten Nacht abgeholt hat?“

Lund schaute in die Runde.

„Das ist in der Tat merkwürdig, Pieter. Entweder, er will den Bewohner antreffen, dann geht er wieder, wenn keiner öffnet. Oder aber er sucht etwas, wie etwa das verschwundene Rauschgiftpaket. Dann wären seine Fingerabdrücke in der ganzen Wohnung, sofern er welche hinterlässt.“

Atze Wendt schob den Hut in den Nacken, lehnte sich im Stuhl zurück und verschränkte die Arme vor der Brust.

„Es sei denn, unser Mann weiß etwas, oder hat zumindest eine Ahnung.“

„Was?“ Wendt beugte sich wieder vor, Larissa Lehmann hatte sehr leise, ganz in Gedanken gesprochen.

„Ich meine, wenn er nun weiß, dass der Bewohner der Wohnung tot ist, oder es ahnt, bzw. befürchtet, dann wäre das vielleicht ein Grund, mal nachzuschauen. Jedenfalls wenn er mit dem Toten in irgendeiner Beziehung steht.“

„Übrigens“, Friedbert Eckes hob den gestreckten Zeigefinger der rechten Hand in die Höhe, ganz so, als hätte er etwas vergessen. „An der Haustür sind weder von außen noch von innen Fingerabdrücke. Auch nicht am Klingelknopf. Außerdem lag von innen eine Kette vor.“

Lund lehnte sich heftig zurück.

Vorabdruck aus Holger Biedermann, Von Ratten und Menschen, Kriminalroman, erscheint am 28.8. bei Edition Nautilus Hamburg, 192 S., 12,90 Euro, © Edition Nautilus