vorlauf kunst Brigitte Werneburg schaut sich in den Galerien von Berlin um

Wir alle wissen es: Kanzler Schröder schätzt ihn. „Berlin“ heißt die Plastik von Eduardo Chillida, die vor knapp zwei Jahren vor dem Kanzleramt enthüllt wurde. Für Gerhard Schröder, der Chillida sogar in seiner Heimatstadt San Sebastián besuchte (inklusive einen ETA-Gruß im Blumentopf) stellt die große Eisenskulptur Chillidas einen „künstlerischen Kommentar“ dar, der „fast ideal den Aufbruch des vereinigten Deutschland in einem neuen, offenen Europa versinnbildlicht“. Hm. Muss die Idee der Deutschen Guggenheim, Chillida jetzt im Doppelpack mit dem katalanischen Großmeister Antoni Tàpies auszustellen, eigentlich als Wahlkampfhilfe gewertet werden?

Man wird vorsichtig in die Ausstellung eingeführt. Zunächst ist da ein hübsches eisernes Ankerwerk von moderaten Ausmaßen aus dem Jahr 1953. „Three Irons“ von 1966 ist ein ebenso hübsches eisernes Hammerwerk, von ebenso moderaten Ausmaßen, aber schon etwas massiver in der Anmutung. Schließlich „Comb of the wind project II“ von 1968, eine Plastik, die Massivität und Fragilität kombiniert. Viel wuchtiger als die klug ausbalancierten Objekte wirken interessanterweise die großen Tafelbildern Tàpies’. Bei „Brown on Black“ (1959) oder „Violet-Brown“ (1962) collagiert er in Öl festgebackenen Sand auf die Leinwand, was manchmal wie eine eiserne Armierung aussieht. Im „Large Brown Diptych“ von 1978 kommen noch Lehm und Kalk dazu und an einer Stelle des Gemäldes glaubt man den Umriss Frankreichs zu erkennen. Die Mischung von Konkretion und Abstraktion ist auch in den Papierarbeiten beider Künstler zu finden. Trotz der wenigen Arbeiten, freilich aus dem langen Zeitraum von 1950 bis 1990, ist ihr künstlerisches Werk treffend präsentiert.