„Wir kürzen die Kids nicht“

Erneut Wechsel bei der Berlinale: Leiterin des Kinderfilmfestivals, Renate Zylla, wirft nach 16 Jahren das Handtuch. Berlinale-Boss Kosslick weist Vorwürfe zurück, Sparpläne seien Grund für den Rücktritt

von ROLF LAUTENSCHLÄGER

Das Personalkarussell bei den Berliner Filmfestspielen rotiert erneut. Nach dem Ausscheiden des langjährigen Leiters der Retrospektive, Wolfgang Jacobsen, der vor wenigen Tagen sein Amt aufgegeben hat, ist jetzt auch Renate Zylla zurückgetreten. Die Organisatorin des renommierten Kinderfilmfestivals auf der Berlinale hat nach 16 Jahren überraschend gekündigt. Damit geht nach Festivalchef Moritz de Hadeln, dem Leiter des Forums, Ulrich Gregor, und Retrospektiven-Macher Jacobsen nun eine weitere Figur des alten Berlinale-Teams. Statt de Hadeln managt seit 2002 Dieter Kosslick das Filmfestival, Gregor wurde von Christoph Terhechte abgelöst, und für Jacobsen kommt der Direktor des Filmmuseums, Helmut Prinzler.

Kosslick bedauerte gegenüber der taz den Rücktritt von Zylla, die noch mit 105 Kinderfilmen auf der 52. Berlinale 2002 erfolgreich gearbeitet hatte. Gleichzeitig wies der Festivalleiter Vorwürfe in Presseberichten zurück, Zylla habe sowohl aus persönlichen als auch aus sachlichen Gründen den Job hingeworfen. Trotz unterschiedlicher Auffassungen in Einzelfragen habe er stets ein gutes Verhältnis zur Leiterin des Kinderfilmfestivals gehabt. Anderen Meldungen zufolge soll Zylla mit dem Stil des forschen Chefs nicht immer zurecht gekommen sein.

Zugleich widersprach Kosslick Vermutungen, Zylla habe wegen möglicher Etatkürzungen für das Kinderfilmfest gekündigt. „Wir kürzen die Kids nicht“, sagte Kosslick der taz. „Es gibt weder eine Sparauflage noch ein Sparprogramm.“ Es könne nicht sein, dass gerade bei den künftigen Kinobesuchern der Geldhahn abgedreht werde.

Während im Berlinale-Team von „einer finanziellen Englage“ des neun Millionen Euro teuren Festivals insgesamt gesprochen wird, wollte Kosslick auch dies nicht gelten lassen. Der Staatsminister für Kultur, Julian Nida-Rühmelin, stehe zu seinen Verpflichtungen, die Berlinale zu subventionieren, sagte er. Bei den Sponsoren hingegen müsste „wie jedes Jahr“ kräftig angeklopft werden.

Dieter Kosslick war nach einer Entscheidung des früheren Kulturstaatsministers Naumann 2001 aus Nordrhein-Westfalen nach Berlin gekommen und hatte gleich mit seiner ersten Berlinale 2002 Rekordzahlen bei den verkauften Eintrittskarten (430.000), den akkreditierten Besuchern (15.600) und den Filmvorführen (1.704) verbucht.