Epcos vor dem Abstieg in die 2. Börsenliga

Index der größten Unternehmen neu sortiert: Siemens-Tochter droht Ausschluss, Pharmafirma Altana könnte kommen

FRANKFURT/M. taz ■ Seit knapp zwei Jahren spielt die Firma Epcos mit Sitz in München in der 1. Börsenliga, dem DAX 30, mit. Doch damit dürfte jetzt Schluss sein. Gestern Abend nämlich tagte in Frankfurt der Arbeitskreis Aktienindizes der Deutschen Börse AG in Frankfurt. Und Insider gehen inzwischen fest davon aus, dass das Gemeinschaftsunternehmen der Siemens AG und der japanischen Matsushita, das auf die Entwicklung und Fertigung elektronischer Bauelemente spezialisiert ist, heute dem DAX nicht mehr angehört.

Sollte Epcos tatsächlich vom DAX in den MDAX 70 der zweitwichtigsten Firmen zurückgestuft werden, würde das Unternehmen einen Rekord der traurigen Art halten. Denn noch nie zuvor wurde ein Mitglied im exklusiven Club der 30 wichtigsten deutschen Aktiengesellschaften (DAX) nach so kurzer Zeit zum Zwangsabstieg in die 2. Börsenliga (MDAX) verurteilt.

Dabei hatten Analysten zunächst noch den Heidelberger Finanzdienstleister MLP ganz oben auf der Abschussliste der Deutschen Börse AG gesehen. Und bei der Bewertung der Aktienindizes für den vergangenen Monat, die als Grundlage für die aktuelle Einstufung aller börsennotierten Aktiengesellschaften herangezogen werden, landete MLP tatsächlich auf dem eigentlichen Abstiegsplatz 35. Doch Epcos war noch schlechter platziert: Rang 39 beim Börsenwert, dem entscheidenden Beurteilungskriterium. Dabei wird die Zahl der frei gehandelten Aktien eines Unternehmens mit dem Kurs am Prüfungstag multipliziert.

Aus und vorbei also für Epcos? Sehr wahrscheinlich. Doch auch MLP muss danach weiter zittern. Denn einige besser platzierte Unternehmen, wie etwa die Beiersdorf AG und auch die Deutsche Börse AG selbst, die noch im MDAX aufgelistet sind, drängen in die 1. Liga. Und dann vielleicht noch in die Liga der Champions, den europäischen Stoxx-50-Index. Dort könnte demnächst BASF mitmischen, meinen Analysten der Deutschen Bank.

Geschafft haben dürfte den Aufstieg in die 1. Börsenliga wohl der Bad Homburger Pharma- und Chemiekonzern Altana, der dann Ende September – zu Beginn der neuen Saison – für Epcos in der ersten DAX-Division wird mitspielen dürfen. Daran jedenfalls glauben Börsenexperten am Finanzplatz Frankfurt fest. Das weltweit tätige Unternehmen mit seinem Frontmann Nikolaus Schweickart (58), der ein guter Freund des hessischen Ministerpräsidenten Roland Koch ist – für den sammelt jener gerade Spenden für den Landtagswahlkampf – steht jedenfalls stabil da: gemessen am Börsenwert auf Rang 23.

Und seit Monaten gehört die Aktie von Altana zu den dreißig Wertpapieren, die an der Börse am meisten gehandelt werden. Im vergangenen Jahr konnte die Firma ihren Umsatz um 20 Prozent auf 2,3 Milliarden Euro steigern und das Ergebnis vor Steuern gar um 41 Prozent auf 463 Millionen Euro.

Für Epcos dürfte der – wahrscheinliche – Rausschmiss aus dem DAX böse Folgen haben. Diverse Fonds werden nachziehen und die Papiere der Münchener aus dem Portfolio streichen; die Aktien werden danach wohl noch weiter an Wert verlieren – und der rasche Wiederaufstieg schwierig werden.

KLAUS-PETER KLINGELSCHMITT