Die NordLB pokert hoch

Erst im letzten Moment entschließt sich die Norddeutsche Landesbank, doch noch ein Gebot für die Berliner Bankgesellschaft abzugeben. Unverbindlich und nur für die Sparkassen. Drei Mitbewerber

von RICHARD ROTHER

Lange haben sich die Niedersachsen Zeit gelassen. Dann, gestern Nachmittag, erst eine halbe Stunde vor Fristende, gab die Norddeutsche Landesbank (NordLB) mit Sitz in Hannover doch noch ein Angebot zur Übernahme der angeschlagenen Bankgesellschaft ab – allerdings noch kein verbindliches. Zudem wollen die Niedersachsen nur das Sparkassennetz übernehmen, den risikobehafteten Immobilienbereich soll ein ungenannter Privaterinvestor kaufen.

Zuvor hatten bereits das US-Konsortium BGB Capital Partners sowie der US-Pensionsfonds Lone Star Angebote abgeben. Als Interessent gilt auch der Sanierungsexperte Wilbur L. Ross, den ein US-Wirtschaftsmagazin schon mal als „König des Bankrotts“ bezeichnete. Die mehrheitlich landeseigene Bankgesellschaft Berlin (BGB) konnte nur durch eine Berliner milliardenschwere Finanzspritze und Bürgschaft für Immobilienfondsrisiken vor dem Aus bewahrt werden. Der Senat hofft, durch den Verkauf einen Teil dieser Gelder zurückzubekommen und mögliche in dem Bankkonzern schlummernde Risiken loszuwerden.

Nach zähen Verhandlungen mit ihren Gewährträgern und den Sparkassen hat sich die NordLB entschlossen, zusammen mit Sparkassen bei der Bankgesellschaft Berlin einzusteigen. Die NordLB werde zusammen mit dem Deutschen Sparkassen- und Giroverband (DSGV) dem Berliner Senat eine entsprechende Interessenbekundung übermitteln, teilten der NordLB-Aufsichtsratschef Heinrich Aller (SPD) und NordLB-Vorstandsmitglied Hannes Rehm mit. Dieses sei noch kein verbindliches Angebot, was aber zum jetzigen Zeitpunkt nicht nötig sei, hieß es. Ziel sei, den Standort Berlin für die Sparkassenorganisation zu sichern. Das Sparkassennetz soll durch die Gründung einer Sparkasse als Anstalt öffentlichen Rechts erhalten bleiben. Ein nicht genannter Investor soll den risikobeladenen Immobilienbereich übernehmen. Dieser Investor habe bereits mit verhandelt, hieß es. Diese Pläne könnten also auf eine Zerschlagung des Bankkonzerns hinauslaufen.

Als erster Interessent hatte das US-Konsortium BGB Capital Partners gestern ihr Angebot vorgelegt. Das Konsortium besteht aus zwei Interessenten, die zu Beginnn des Bieterwettbewerbs noch Konkurrenten waren: der Finanzinvestor Christopher Flowers und die Texas Pacific Group. Zu Einzelheiten des Angebots wollte das Konsortium keine Angaben machen. Die Bankgesellschaft solle aber als Ganzes erhalten bleiben, hieß es.

Kritiker des Bankverkaufs befürchten, dass sich die Investoren nur die Rosinen des Bankkonzerns herauspicken, mögliche Risiken aber beim Land Berlin bleiben sollen. Welche Dimensionen dies haben kann, zeigt die umstrittene Risikoübernahme, die das Abgeordnetenhaus im April beschlossen hatte. Demnach kommt das finanzschwache Land für Altrisiken aus dem Immobilienfondsgeschäft der Bankgesellschaft in Höhe von bis zu 21,6 Milliarden Euro auf. Dafür sind allein im nächsten Jahr 300 Millionen Euro in den Haushalt eingestellt.

In den kommenden vier Wochen soll eine Investmentbank die Offerten im Auftrag des Senats auswerten. Danach will der Senat entscheiden, mit welchem Bieter in konkrete Verkaufsverhandlungen eingestiegen wird, das ist der so genannte bevorzugte Bieter. Dafür nimmt sich der Senat bis Weihnachten Zeit; eine endgültige Entscheidung über den Verkauf der Bankgesellschaft dürfte sich weit bis in das nächste Jahr hinziehen.

In der Finanzverwaltung hielt man sich gestern mit einer Bewertung der Offerten zurück. Ob ein Angebot ausreiche, müsse die Prüfung ergeben, so ein Sprecher. „Bevorzugter Bieter wird, wer das beste Angebot vorlegt.“