h.g. hollein Mitbewohner

Die Wohnung, in der wir hausen, hat ungebetenen Zuzug bekommen. Seit ein paar Tagen tummelt sich ein unternehmungslustiger Mückerich mietfrei im Luftraum unseres Nestchens. Das führt nächtens zu nicht unerheblichem Verdruss. So erhob die Gefährtin doch gestern tatsächlich Hand gegen sich selbst. Die Folgen waren eine leichte Erschütterung des rechtens Trommellfells und ein – leider nur kurzfristiges – synkopisches Stottern im hochfrequenten Triebwerksgeräusch des Zielobjekts. Um so erbitterter bohrte der unsichtbare Quälgeist daraufhin sein Rüsselchen durch meine sensible Epidermis. Ich könnte mir ja schmeicheln, dass Klein-Dracula eben nur vom Feinsten speist, allein, der allmorgendliche multiple Juckreiz an Finger- und Zehengelenken ist von durchaus begrenztem Charme. Die Gefährtin ist dazu übergangen, sich mit dem aus postpubertären Zeltlagertagen noch sattsam bekannten Autan einzudieseln. Das war in gewisser Hisicht ein Fehler. Jetzt hat sie zwar Ruhe vor mir, nur ist Stefan Stechmück scheint‘s Analphabet. Jedenfalls zeigt er sich von den insektiziden Formeln auf der Rückseite des Sprühfläschchens herzlich unbeeindruckt. Aber: Hochmut kommt vor der Falle. Und die hat die unwiderstehliche Form des blanken Bürzels der Gefähtin. Den – so denke ich mir das – reckt sie heute Nacht aus den Laken, derweil ich gut getarnt unter der benachbarten Bettdecke mit der Fliegenklatsche im Ansitz lauere. Sobald die Gefährtin dann ein leises Kribbeln meldet, schlägt mein große und des Stechmücks letzte Stunde. Bleibt nur zu hoffen, dass die Gefährtin nicht auf die Idee kommt, das Ganze könnte auch andersherum funktionieren.