sommerkrimi

Folge 26

75.000

„Mehr liegt nicht drin.“

„Gebongt. 75.000 in Schweizer Franken.“

George schlug leicht mit der Hand auf den Tisch. Er wusste, wer sich überreizt, spielt nicht nur im Skat ein zu riskantes Spiel.

„Ich denke, wir sind uns einig.“

„Hat mich sehr gefreut!“

Wassili Dembinski schlug ebenfalls leicht mit der Faust auf den Tisch, erhob sich unvermittelt und ging in Richtung Ausgang.

„Moment.“

George drehte sich um. Dembinski auch.

„Nur keine Angst. Ich finde dich, mein Junge.“

*

Wanne-Eickel, 12.00 Uhr

„Herr Bäuerl, wir haben Ihre Kreditkarte neben einem Toten mit Namen Gerd Novitzki gefunden. Das hatte ich ja gestern schon am Telefon erläutert. Haben Sie dafür eine Erklärung?“

Pieter Lund musterte sein Gegenüber. Ein kleiner, dickbäuchiger Mann mit kurzem Hals und einem Haarkranz. Zur Begrüßung bekam Lund eine feuchte, drucklose Hand mit fleischigen Fingern gereicht.

„Eigentlich habe ich dafür keine Erklärung. Jedenfalls nicht, wie die Karte nach Hamburg kommt. Ich war längere Zeit auf Mallorca. Dort ist sie mir abhanden gekommen. Übrigens meine Visa-Karte auch. Die haben Sie nicht zufällig auch gefunden?“

„Nein.“

Bäuerl war ganz offensichtlich unruhig, wischte mit seinen Händen die Hosenbeine hoch und runter. Das tat er anscheinend ständig. Seine Hose hatte längst keine Falte mehr und war an den Oberschenkeln regelrecht blank gescheuert.

Lund blickte dem Mann konzentriert ins Gesicht.

„Wie sind Ihnen Ihre Karten abhanden gekommen?“

„Das kann ich nicht so genau sagen. Schon möglich, dass ich sie einfach verloren habe.“ Lund glaubte ein Zucken um die Augen zu erkennen, nur ganz kurz.

„Wenn Sie nicht wissen wie, vielleicht können Sie mir dann sagen, wann Ihre Karten abhanden gekommen sind?“

„Leider auch nicht so genau. Ich habe gleich am Anfang des Urlaubs eine größere Summe Bargeld abgehoben. Ich zahle nie mit Karte, hab die Dinger einfach nicht vermisst.“

„Wann haben Sie den Verlust der Karten angezeigt?“

„Es war erst am letzten Tag, Sonntag, am 9. September.“

„Nach Auskunft Ihrer Bank ist von beiden Karten lediglich am 8. September jeweils 1000.- DM abgehoben worden. Können Sie das erklären?“

„Wie sollte ich? Da hat man sie mir eben erst an dem Tag gestohlen. Oder irgendwer hat sie erst an diesem Tag gefunden, was weiß ich.“

„Woher hatte der Dieb oder Finder Ihre Geheimnummern?“

„Ich vermisse auch ein persönliches Adressbuch. Dort waren die Nummern unter meinem Namen eingetragen. Irgendwie muss der Finder wohl darauf gekommen sein.“

Vorabdruck aus Holger Biedermann, Von Ratten und Menschen, Kriminalroman, erscheint am 28.8. bei Edition Nautilus Hamburg, 192 S., 12,90 Euro, © Edition Nautilus