Telekom macht Rekordverlust

Zeitschrift meldet: 3,6-Milliarden-Euro-Minus allein im ersten Halbjahr. Neue Ermittlungen der Staatsanwaltschaft – bisher zu angeblich erhöhten Kunden-Abrechnungen, jetzt zu Firmenkauf in den USA. Neuer Vorstand kommt am Mittwoch zu Wort

BERLIN taz/dpa/ap/afp ■ Die Deutsche Telekom AG hat im ersten Halbjahr den bisher höchsten Fehlbetrag ihrer Firmengeschichte erzielt, meldet das Magazin Focus. Danach fiel durch die Einbeziehung der amerikanischen Mobilfunktochter Voicestream in die Bilanzrechnung von Januar bis Juni ein Fehlbetrag von rund drei Milliarden Euro an. Dazu kommen angeblich noch 600 Millionen Euro Verlust aus einer niedrigeren Bewertung der Anteile an der France Télécom. Damit übertrifft die Telekom schon jetzt den Gesamtverlust des Jahres 2001 von 3,5 Milliarden Euro. Es war damals der erste Jahresverlust der Telekom gewesen. Der Telekomvorstand gibt offiziell die Halbjahreszahlen kommenden Mittwoch in Bonn bekannt.

Der neue Vorstandschef Helmut Sihler gibt eventuell auch erste Schritte zur forcierten Konsolidierung bekannt. Im Vordergrund steht der Abbau der drückenden Schuldenlast von 65 Milliarden Euro. Die T-Aktie stand am Freitag bei Börsenschluss bei 11,00 Euro – praktisch das gleiche Niveau wie vor Ron Sommers Abschuss durch die Bundesregierung vor gut einem Monat.

Der Spiegel berichtete unterdessen, dass der Mannheimer Wirtschaftsanwalt Wolfgang Philipp Strafanzeige gegen die Telekom gestellt hat. „Nach Philipps Ausführungen, die inzwischen auch vom Bundesrechnungshof in Berlin geprüft werden, soll die Telekom einen drastisch überhöhten Preis für Voicestream gezahlt haben“, berichtete das Hamburger Nachrichtenmagazin. Die Telekom wies das zurück.

Ermittlungen gegen die Telekom hat die Bonner Staatsanwaltschaft in einem anderen Fall aufgenommen. Dabei geht es um angeblich falsche Telefonrechnungen der Telefonkundengemeinschaft Communitel. Diese Ermittlungen sind laut Staatsanwaltschaft vor rund zwei Wochen von Amts wegen eingeleitet worden, weil Medien über angeblich systematisch überhöhte Rechnungen berichtet hatten.

Ein Gutachter für Communitel hatte den Verdacht gegen die Telekom bestätigt und in der Presse gesagt: „Mit hoher Wahrscheinlichkeit ist jede Telefonrechnung in Deutschland um 20 Prozent zu hoch.“ Er hatte im Auftrag von Communitel rund 100 Millionen Rechnungsdaten überprüft. Die Telekom hatte dagegen von einem „Auftragsgutachten“ gesprochen. Communitel habe wesentlich mehr Kunden abgerechnet als technisch möglich und vereinbart, die Mittlerfirma also selbst Schuld an den Fehlbuchungen. REM