Wischer surft auf Wasser-Welle

Das Klima-Wunder von Bremen: Der Stadtstaat kann mehr Treibhausgase produzieren und trotzdem sein Einsparziel erreichen

Das Hochwasser an der Elbe ist auch in Bremen angekommen. Innensenator Kuno Böse (CDU) schickte bereits Polizisten nach Sachsen. Umweltsenatorin Christine Wischer (SPD) wollte da nicht nachstehen und präsentierte gestern „Bremische Beiträge zum Klimaschutz“. Ihr Fazit: Bei der Wärmedämmung von Altbauten und bei der Heizungsmodernisierung spare Bremen bereits kräftig Energie und damit das Treibhausgas Kohlendioxid (CO2) ein.

Mit Zuschüssen fördert Bremen etwa Hausbesitzer, die ihre schlecht gedämmte Wohnung besser isolieren. Ganze Stadtteile wie etwa das Uni-Viertel und die Neubausiedlungen am Weidedamm werden CO2-neutral vom nahe gelegenen Müllheizwerk mit Wärme versorgt. Jetzt hofft Wischer, auch den Kraft-Wärme-Kopplungs-Anlagen (KWK) in Bremen zum Durchbruch zu verhelfen. Die modernen Heizkessel nutzen das Erdgas besonders gut aus, weil sie neben der Heizwärme auch noch Strom erzeugen.

Um 25 Prozent wollte der Senat Anfangs die Bremer CO2-Emissionen reduzieren. 1996 wurde die Vorgabe nach unten korrigiert. Seitdem lautet das Ziel: Ab 2006 sollen dank der Maßnahmen des Umweltressorts jährlich 700.000 Tonnen Treibhausgas eingespart werden – gemessen an den Werten von 1993 nicht einmal sechs Prozent. Edo Lübbing von Gaertner, Leiter der Energieleitstelle in Wischers Ressort, ist zuversichtlich: „Das schaffen wir.“

Trotzdem könnte Bremen 2006 absolut gesehen mehr CO2 als noch 1993 erzeugen. Denn für seine Sparbilanz addiert das Umweltressort nur zusammen, was durch die einzelnen Maßnahmen rechnerisch an CO2 eingespart wird. Ob aber die beheizte Wohnfläche insgesamt wächst, ob die BremerInnen mehr Auto fahren oder die Stahlwerke mehr Kohle verbrennen, bleibt unberücksichtigt. BUND-Energie-Experte Bernd Langer, vom Wärmedämmprogramm eigentlich angetan, stimmt das skeptisch: „Letztlich kommt es auf die absoluten CO2-Emissionen an.“ Die liegen unverändert bei rund 12 Millionen Tonnen pro Jahr. sim