Der Zitronenfalter weist den Weg

Der Verkehrsclub Deutschland analysiert erstmals ÖPNV-Unternehmen auf ihre Umweltfreundlichkeit. Hannover, Freiburg, Saarlouis und der Ohrekreis liegen vorn. Viele Kommunen haben dagegen bei der ÖPNV-Förderung noch Nachholbedarf

Ein hundertprozentig umweltfreundliches Unternehmen gibt es noch nicht

aus Berlin IHNO GOLDENSTEIN

Es lohnt sich, wenn Verkehrsunternehmen in umweltfreundliche Antriebe investieren. Das ist das wesentliche Fazit des ersten Umweltrankings für den Öffentlichen Personennahverkehr (ÖPNV). „Moderne und emissionsarme Fahrzeuge entlasten nicht nur die Umwelt, sie verbessern auch das Image des Verkehrsunternehmens“, erklärt Michael Müller vom Verkehrsclub Deutschland (VCD), der die Untersuchung geleitet hat. Zusammen mit einem guten Angebot bedeute Umweltfreundlichkeit mehr Fahrgäste und damit steigende Einnahmen.

Die vier Gesamtsieger der Studie wurden gestern in Berlin ausgezeichnet. Vier Sieger gab es deshalb, weil sich der öffentliche Nahverkehr in ländlichen Regionen, kleinen und großen Städten schwer vergleichen lässt. Bei den Großstädten mit über 500.000 Einwohnern hatten die Hannoverschen Verkehrsbetriebe (üstra) die Nase vorn. Unter den Städten zwischen 100.000 und 500.000 Einwohnern gewann Freiburg, bei den „überwiegend städtischen Räumen mit weniger als 100.000 Einwohnern“ siegten die Kreisverkehrsbetriebe Saarlouis. In der Kategorie „ländlicher Raum“ setzte sich das Unternehmen OhreBus aus Haldensleben im Ohrekreis bei Magdeburg gegen nur zwei Konkurrenten durch.

Das Ergebnis ist nur bedingt aussagekräftig, denn lediglich 32 Verkehrsbetriebe haben auf freiwilliger Basis mitgemacht – von etlichen hundert in Deutschland. Nicht schlecht für das erste Mal, findet der VCD und rechnet beim nächsten Mal mit deutlich mehr Teilnehmern.

Untersucht wurden zum einen das ÖPNV-Angebot und die Nachfrage, zum anderen die Umweltfreundlichkeit von Bussen und Straßenbahnen sowie das Umweltmanagement. Das beste Verhältnis von Angebot und Nachfrage haben Gera und Rosenheim, zwei eher kleinere Städte. Gera liegt auch beim Umweltmanagement vorn, gemeinsam mit Heidelberg. Die umweltfreundlichste Busflotte betreibt die Saarbrücker Saarbahn, bei den Straßenbahnen liegt Freiburg vorn. Ein Unternehmen, bei dem alles hundertprozentig umweltfreundlich sei, gebe es allerdings nicht, betonte Professor Andreas Troge, Präsident des Umweltbundesamtes (UBA).

So hagelte es denn auch elf Preise: Für „zukunftsträchtiges Umweltengagement“ wurden gleich fünf Unternehmen ausgezeichnet. Die Betriebe aus Hannover, Frankfurt (Oder), Berlin, Saarbrücken und Augsburg dürfen sich zukünftig mit dem Zitronenfalter schmücken, einem vom Bundesumweltministerium entwickelten Logo, verliehen vom UBA. Dafür müssen ihre Fahrzeuge die derzeit anspruchsvollsten europäischen Umweltstandards (EEV) einhalten und dazu besonders lärmarm sein. Frankfurt etwa wurde deshalb ausgezeichnet, weil es seine komplette Busflotte im Herbst auf Erdgas umstellt.

Der VCD sieht allerdings bei vielen Kommunen Nachholbedarf in Sachen umweltfreudlicher Verkehrsplanung. Das Ranking zeige, dass das Engagement der Kommunen teils erhebliche Auswirkungen auf Erfolg und Umweltfreundlichkeit des Nahverkehrs habe. So könnten etwa Busspuren und Vorrangschaltungen an Ampeln die Geschwindigkeit und damit die Attraktivität des öffentlichen Nahverkehrs erhöhen. „In anderen europäischen Ländern setzen die Kommunen über die Ausschreibungsbedingungen die Umweltstandards“, betonte zudem Christoph Erdmenger vom VCD-Bundesvorstand. Nicht jedoch in Deutschland.