Ernährung

815 Millionen Menschen leiden an unzureichender Ernährung, 777 Millionen von ihnen leben in Entwicklungsländern. Jeden Tag sterben hunderttausend Menschen an vermeidbaren Krankheiten, weil sie vom Hunger geschwächt sind. Im Juni brachte ein Hungergipfel der UNO keine Ergebnisse.

Die weltweite Produktion von Lebensmitteln ist in den letzten zehn Jahren schneller gestiegen als die Weltbevölkerung: Bessere Anbautechniken und effizientere Bewässerung haben dazu geführt, dass mehr Menschen zu geringeren Preisen mit Nahrung versorgt werden. Allerdings war das regional sehr unterschiedlich: In Afrika ist die Produktivität der Landwirtschaft im letzten Jahrzehnt durch Kriege, Misswirtschaft und Klimaveränderungen gesunken.

Die Vereinten Nationen haben sich zum Ziel gesetzt, die Zahl der Unterernährten weltweit bis 2015 zu halbieren. Dafür müsste ihre Zahl in jedem Jahr um 22 Millionen verringert werden. Derzeit sinkt sie pro Jahr allerdings nur um sechs Millionen. Zur Jahrtausendwende gab es erstmals gleich viele Menschen, die an Über- und an Unterernährung litten: jeweils 1,1 Milliarden.

Die Ackerflächen werden weltweit knapp. Nach Angaben der Deutschen Stiftung Weltbevölkerung nahm die Getreideanbaufläche seit 1950 um 19 Prozent zu. Gleichzeitig stieg die Weltbevölkerung aber um 132 Prozent. Pro Kopf hat sich damit die Anbaufläche halbiert. 1950 lag sie noch bei 0,24 Hektar pro Person, inzwischen sind es 0,12 Hektar. Durch das Wachstum der Erdbevölkerung wird die Ackerfläche pro Kopf bis 2050 auf 0,08 Hektar schrumpfen. Darüber hinaus geht durch Erosion und Wüstenbildung weiteres wertvolles Land verloren.

Immer weniger Fläche wird immer intensiver beackert: 1998 wurden laut World Watch Institute 11,4 Milliarden Tonnen Pestizide verkauft, das ist neunmal so viel wie noch 1961. Seit den Neunzigerjahren ist in den Industrieländern der Pestizidverbrauch leicht rückgängig, weil die Bauern konzentriertere und teilweise giftigere Mittel einsetzen.

Seit den Neunzigerjahren verringerte sich auch der Zuwachs beim Kunstdünger: Statt jährlich sechs Prozent Zuwachs wie zwischen 1950 und 1990 sind es seither kaum mehr zwei Prozent. Die Erklärung liegt darin, dass in den USA, der EU und in Japan die Böden so erschöpft sind, dass auch hoher Düngereinsatz nicht mehr deutlich höhere Ernten bringt.

In Indien liegt der durchschnittliche jährliche Getreideverbrauch bei zweihundert Kilo pro Bewohner, die hauptsächlich direkt etwa über Reis aufgenommen werden. Ein US-Bürger dagegen verbraucht neunhundert Kilo (Italiener bei vierhundert Kilo), hauptsächlich indirekt über Fleisch, Milch, Käse, Eis.

Genmanipulierte Nutzpflanzen werden dominant: Inzwischen sind 36 Prozent der globalen Sojaernte gentechnisch verändert, bei der Baumwolle sind es sechzehn, bei Raps elf und bei Mais sieben Prozent. 99 Prozent dieser Pflanzen wachsen in den USA, Argentinien, Kanada und China. BERNHARD PÖTTER