piwik no script img

Rosi Rolands Bremer KlatschgeschichtenJetzt rede ich, sagt der Präsident

Der Präsident der Bürgerschaft, Christian Weber, sucht einen persönlichen Referenten. Der ihm Reden schreibt und ihm hilft, durchzublicken. Nachdem die taz den Fall berichtet hatte, schrieb der Weser Kurier in einer kleinen Meldung, gesucht würden vorzugsweise eine Frau, aber „angeblich hat Weber längst jemanden ausgeguckt. Geschlecht: männlich“.

Der, den Weber „angeblich“ ausgeguckt hat, sitzt beim Weser Kurier im selben Zimmer am Schreibtisch gegenüber von dem, der diese Zeilen geschrieben hatte: Wigbert Gerling ist gemeint, den wir alle zärtlich „Wiggi“ nennen. Wiggi zu Rosi: „Weber sagt überall, dass ich sein Wunschkandidat sei, und das finde ich schön.“

Ausgeschrieben ist die Stelle für Bremer Journalisten, und einige werden sich bewerben. Immerhin ist BAT 1 und eineRente nach den Sätzen des Öffentlichen Dienstes ein Angebot in diesen Zeiten, in denen alle am Personal sparen.

Was die neue Stellenbeschreibung von der der Leiterin der Pressestelle der Bürgerschaft unterscheidet, ist der Aspekt des „persönlichen Referenten“ für den Präsidenten. Der hatte bei der letzten Senatsbildung von Henning Scherf einen Platz im Senat versprochen bekommen und war dann stocksauer, als er mit dem Repräsentations-Job im Haus der Bürgerschaft abgespeist wurde. Christian Weber will wieder Politik machen.

Herzlichen Glückwunsch, klopft man sich bei der CDU auf die Schenkel. Das Rathaus wird das schon zu verhindern wissen. Und wenn vorher der widerspenstigste Mann, den der Weser Kurier zu bieten hat, von der Straße weggekauft wird, dann kann das die CDU auch nicht schlecht finden. Hatte der nicht gerade letzte Woche den Deal platzen lassen, als das Wirtschaftsressort in aller Stille dem Reiterpräsidenten Rüdiger Hofmann einen 100.000-Euro-Job zuschieben wollte? Sowas droht nicht mehr, wenn Weber seinen Wunschkandidaten zum Redenschreiben ins Archiv der Bürgerschaft setzt.

Eigentlich wäre die Geschichte ein gefundenes Fressen für kritische Journalisten wie Wiggi, findet Ihre Rosi Roland

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen