STOIBER TRIFFT UMWELTVERBÄNDE – VOM PFLICHT- ZUM FOTOTERMIN
: Der Natur nützt es ganz sicher nix

Das gestrige Treffen von Unions-Kanzlerkandidat Edmund Stoiber mit den Vorständen der großen Umweltorganisationen war schon länger auf Wunsch der Verbände vereinbart worden. Inzwischen dürfte es dem Unionskandidaten aber von einer lästigen Pflicht zum willkommenen Anlass mutiert sein. Denn sein Umweltimage ist durch die Flut bekanntlich einigermaßen ramponiert. Flugs organisierte die Staatskanzlei ohne Wissen der Umweltvertreter einen Fototermin, wo sich der Kandidat mit dem seltenen Besuch zeigen konnte.

Aber Stoiber konnte auch gestern nicht aus seiner Haut. Das Gesetz über erneuerbare Energien von Rot-Grün werde beibehalten und der Kohlendioxidausstoß weiter gesenkt, versprach er tapfer. Beim Donau-Ausbau hingegen eierte er herum. Er will weiterhin alle Optionen prüfen – auch die Variante, bei der das letzte einigermaßen naturbelassene Stück des Flusses unter die Bagger käme. Stoiber stellte auch ein nationales Hochwasserprogramm für den Fall seiner Wahl in Aussicht – allein es hilft ihm alles nix, wie der Bayer sagt: Den nationalen Umweltschützer nimmt ihm einfach keiner ab. Dafür hat die CSU in ihrem bayerischen Reich zu oft mit der schönen Natur geprahlt und im Zweifelsfall dann doch den Betonmischer auffahren lassen. Dafür hat die Union, vor allem ihr potenzieller Juniorpartner FDP, einfach zu lange Wirtschaftswachstum auf Kosten der Umwelt propagiert – wie übrigens auch die SPD, aber die haben ja das große grüne Feigenblatt.

Was Stoiber betrifft, so hat er es allerdings gar nicht nötig, um die Stimmen der hartgesottenen Umweltschützer im Lande zu buhlen. Die wählen ihn sowieso nicht. Der CSU-Chef muss nur einigermaßen vermitteln, dass mit ihm die Natur in Deutschland nicht völlig ins Hintertreffen gerät. Denn die Hauptzielgruppe der Wähler in der Mitte hat mit dem Umweltschutz nichts am Hut, er ist teuer und unbequem. Extremismus allerdings mag der Neue-Mitte-Wähler auch nicht. Also nützt es Stoiber doch, wenn er sich mit den Spitzen der Umweltverbände zeigen kann. Nach dem Motto: Ich hör mir die ja an, liebe Wähler, schütze euch aber vor ihren extremen Forderungen mit ein paar faulen Kompromissen. REINER METZGER