vorlauf lautsprecher Jörg Sundermeier sichtet die soziale Bewegung in der Stadt

Am Dienstag wird im Thommy-Weißbecker-Haus der erschreckenden Welle von kitschigen und deutschtümelnden RAF-(Spiel)Filmen in den linken Kneipen endlich einmal etwas Sinnvolles entgegengesetzt: der Film „Bambule“ von Ulrike Meinhof, der über zwanzig Jahre im Archiv des Fernsehsenders lag – ein Film über alte und neue Erziehungskonzepte am Anfang der Siebziger. Vor allem aber ein guter Dokumentarfilm einer guten Journalistin (Wilhelmstraße 9, 20 Uhr). Am Freitag gibt es im Audimax (19 Uhr) der Humboldt-Uni eine Infoversammlung, und am Samstag startet vor der Uni eine Demonstration unter dem Motto „Deutsche Täter sind keine Opfer“. Denn am Samstag wird in Berlin der so genannte „Tag der Heimat“ begangen, bei welchem „verschiedene Landsmannschaften ihrem geschichtsrevisionistischen Anliegen Ausdruck verleihen“. Die sind weiter äußerst mächtig in diesem Land. Daran hat sich auch unter Rot-Grün nichts geändert, nicht einmal als aufgebrachte Schlesier die Bundestagsvizepräsidentin Vollmer mit einem lustigen „Hängt sie!“ begrüßten – eine nötige Demo (Unter den Linden 6, 12 Uhr). Am Samstagnachmittag schließlich wird im Haus der Demokratie der 23. Jahrestag der sandinistischen Volksrevolution begangen. Ein Ereignis, das uns alle an Clash-Platten und Waffensammlungen erinnert. Doch nun sind die US-Amerikaner aus Nicaragua lange vertrieben, daher ist es recht und billig zu fragen, ob man nicht vielleicht vom Feiern der – wie der Name sagt – zum Nationalismus neigenden nationalen Befreiungsbewegungen zum Feiern des Internationalismus übergehen sollte. Dann wären auch die Essstände, die Liederabende und Filme gleich viel schöner (Greifswalder Straße 4, ab 16 Uhr).