was macht eigentlich... … Daniel Barenboim?

Crescendo üben

Grenzen zu überschreiten, das hat Daniel Barenboim immer gereizt. Dabei Prügel einzustecken, hat den Meisterdirigenten nie abgeschreckt. So hat der Generalmusikdirektor der Staatsoper Unter den Linden vergangenen Sommer in Jerusalem Wagner aufgeführt. Das hatte zu heftiger Empörung geführt, da der Bayreuther Komponist ein hartnäckiger Antisemit war.

Aber Widerstand scheint Barenboim erst richtig wach zu machen: Ausdrücklich als Beitrag zum Friedensprozess im Nahen Osten will er nun Anfang September erstmals in Berlin das von ihm mitgegründete israelisch-arabische Jugendorchester dirigieren. Gegeben wird unter anderem Beethovens Fünfte und seine „Leonoren-Ouvertüre“. Das Orchester, „West-Östlicher Diwan“ genannt, besteht aus etwa 80 Musikern – je zur Hälfte Arabern und Israelis.

Kein Wunder, dass Barenboim den politischen Aspekt des Konzerts betont: „Dieses Orchester wird nicht den Nahostkonflikt lösen“, räumt er ein, „aber das gemeinsame Musizieren hat unser aller Leben verändert.“ Er verweist dabei auf seinen Freund und Mitgründer des Orchesters, den palästinensischen Historiker Edward Said.

Als Israeli und Jude hängt Barenboim so sehr an Israel, wie er an seiner heutigen Politik leidet. Deshalb kritisiert er Israels Premier Ariel Scharon scharf: „Wenn Scharon von Toleranz spricht, vergisst er dabei, dass es um gleiche Rechte geht – für Israelis, aber auch für Palästinenser.“ Prügel einzustecken, hat Barenboim nie geschreckt. GES FOTO: AP