Der zweite Abschluss

Modellprojekt für Migrantinnen im Gesundheitsbereich: Bereits ausgebildete Krankenschwestern drücken erneut für 18 Monate die Schulbank – damit sie künftig auch in Deutschland in ihrem Beruf arbeiten können

von BIRTE GOLDT

Dragana Milovanović ist Diplom-Krankenschwester. In Bosnien-Herzegowina. In Deutschland, wo sie seit sechs Jahren lebt, ist sie nur Pflegehelferin bei einem Pflegedienst: Ihre vierjährige Ausbildung wird hier nicht anerkannt. Aber wenigstens muss Milovanović nicht alles noch einmal lernen: Gestern startete sie beim Landesbetrieb Krankenhäuser (LBK) eine verkürzte Ausbildung. In 18 Monaten wird sie sich auch in Deutschland Krankenschwester nennen dürfen.

Peter Plester, Geschäftsführer des „LBK-Bildungszentrums für Gesundheitsberufe“ (BZG) begrüßte die insgesamt 18 neuen Schülerinnen aus acht verschiedenen Ländern gestern in der Eiffestraße. Die Ausbildung mache sie „einsatzbereit für das moderne Krankenhaus-Unternehmen“, so Plester. Wie Milovanović verfügen alle Schülerinnen über Erfahrung im Krankenpflege-Bereich. Ihre Ausbildungen aus dem Heimatland mussten sie vor dem Kurs von der Behörde anerkennen lassen. Dann mussten sie noch die halbjährige „Vorqualifizierung“ durchlaufen, in der hauptsächlich Sprachkenntnisse vermittelt wurden. Am Ende wurden von 24 Frauen 18 für die „Anpassungsqualifizierung“ ausgewählt.

Ins Leben gerufen hat das Projekt die „Gesellschaft für Arbeit, Technik und Entwicklung“ (GATE), die auch die Vorqualifizierung übernommen hat und die Frauen weiterhin mit Deutschkursen begleitet. Milovanović ist froh über die Chance. Denn offene Stellen gebe es nur für examiniertes Personal, das zudem besser bezahlt wird. Das hat auch Kiran Rihel aus Indien zur Teilnahme am Kurs bewogen. Trotz ihrer Doppelausbildung als Krankenschwester und Hebamme konnte Rihel hier 12 Jahre keine feste Stelle finden. Zuletzt arbeitete sie in Zeitarbeit als Pflegehelferin.

Kursleiterin Dörte Albers-Chilian verteilte zur Begrüßung eine „Schultüte“ an die Auszubildenden, eine Leinentasche mit LBK-Werbegeschenken. Anwesend waren auch VertreterInnen der an dem Projekt beteiligten Krankenhäuser Nord, Barmbek und Harburg. Die ersten vier Wochen praktische Ausbildung haben die Frauen in diesen Häusern bereits absolviert, nun beginnt – wie bei der regulären Krankenschwesternausbildung – der Blockunterricht.

Lidia Mik aus Russland findet es schon „schwierig, noch mal von vorne anzufangen“. Da sie Kinder hat, kann sie auch nicht nebenbei arbeiten. Immerhin bekommen die Frauen die normale Ausbildungsvergütung vom LBK.

Schulleiterin Petra Schröder lobt die Frauen, die „viel an Know-how“ mitbringen und „alles top organisiert haben“, wie etwa die Kinderbetreuung. Eigentlich sollte die Ausbildung ein EU-Projekt werden, aber jetzt wird es von Hamburg gefördert.