geläufig Überwindung der Teilung

„Viele haben gesagt, dass mit dem Fall der Mauer, mit der Überwindung der deutschen und europäischen Teilung das alte Jahrhundert zu Ende gegangen sei, und jetzt wird geschrieben, dass mit dem 11. September das neue Jahrhundert begonnen habe.“ Ja, das ist wahrlich eine rhetorische Leistung, in einer Ansprache im Hörfunk zum 9. November (!) schon im dritten Absatz den Anschlag vom 11. September und den Fall der Mauer (der hier auch gleich Europa mitvereinigt hat), also New York und Berlin schicksalhaft miteinander zu verbinden. Dazu braucht man eine langjährige Ausbildung in Schwatzologie oder man ist Politiker. In diesem Falle stammt das Zitat von Herrn Wolfgang Schäuble. Und genau derselbe sitzt heute Morgen im Haus der Bundespressekonferenz und diskutiert mit Elmar Theveßen dessen neuestes Buch „Schläfer mitten unter uns“. Dieser Titel zeugt von einer nie dagewesenen journalistischen Brillanz. Wo sollten die Schläfer denn bitte schön sonst sein? In Afghanistan? Da muss man sich nicht unbedingt tarnen. Aber zurück zum Thema: Diese Buchvorstellung und Podiumsdiskussion heute mit Eckart Werthebach, John Kornblum, Hans Leyendecker u. a. sollte sich, wer kann, ansehen. Nicht dass man viel lernt über tatsächliche Vorgänge, nein, das wird eher eine Lehrveranstaltung in Rhetorik, Parteisprache und dem wichtigen Punkt: „Wie rede ich solange über Bin Laden, bis ich beim Hochwasser angekommen bin?“ Herr Schäuble hat es ja schon bewiesen, und die anderen sind bestimmt nicht schlechter. LAB

Haus der Bundespressekonferenz, 11 Uhr