der personalberater
: „Keine endgültige Entscheidung“

Gestern haben sich zwei Herren um den Job des Bundeskanzlers beworben. Ihr Urteil?

Bei einem Einstellungsgespräch gibt es immer zwei Ebenen: einmal das, was jemand fachlich erzählt, und wie er die Dinge verpackt und transportiert. Wir fragen dann: Sind die Dinge authentisch, glaubhaft. Passt z. B. die Körpersprache zum inhaltlichen Ausdruck? Da waren schon starke Unterschiede. Beide wirkten zu Beginn sehr angespannt und relativ wenig authentisch. Wo es um die Inhalte ging, war Schröder in seiner Rolle als Staatsmann glaubwürdig. Stoiber war dagegen die ganze Zeit mit einem subtilen Lächeln unterwegs. Das wirkte unpassend: Zur Flutkatastrophe wurde gelächelt. Zu den Fehlern der Regierung und vier Millionen Arbeitslosen wurde gelächelt.Wenn das TV-Duell gestern ein Interview beim Assessmentcenter gewesen wäre …

Dann würde ich als Personalberater sagen: Ich habe schlecht gefragt. Mir wäre nämlich nicht klar, wie die Konzepte aussehen, ob jemand in der Lage ist zu handeln – oder eben nicht. Ich würde vielmehr die Person befragen, zu ihren Werten und Normen. Nur so bekommt man heraus, ob sie auch glaubhaft sind: Was sagt es denn aus, wenn Stoiber sagt: „Homoehe – weil’s die meisten mögen, machen wir es auch.“

Wären die beiden denn prinzipiell für den Job geeignet?

Unterm Strich würde ich sagen: Man könnte beiden weitere Gespräche anbieten. Ich würde nach dieser ersten Runde keine endgültige Entscheidung treffen können.

Fotohinweis: Matthias Meifert, 34, ist Wirtschaftspädagoge und Bereichsleiter im Geschäftsfeld Human Resource Management bei der Beratungsfirma Kienbaum.