vorlauf kunst Brigitte Werneburg schaut sich in den Galerien von Berlin um

Und heute: grafische Kunst. Erwerbungen, Stiftungen und Dauerleihgaben von 1996 bis 2002 sind derzeit im Kupferstichkabinett am Kulturforum zu sehen. Hier bewährt es sich, neben den eigenen Ankäufen mit Hilfe fremder Mittel von Sammlern und Förderern bedacht zu werden. Denn das führt zu einigen Überraschungen in der Ordnung der neuen Stücke. Ein Stundenbuch aus der Werkstatt Filippo di Matteo Torellis von 1480 ist unweit von Maria Eichhorns „Zeichenblock“ von 1991, respektive 1995/98, zu finden, während Imi Knoebels bunte Papierstreifen „Porträts“ auf Adolph Menzels „Haus im Abbruch“ folgen, einem bemerkenswerten Aquarell mit Deckfarben, das heute natürlich an flutgeschädigte Häuser erinnert. Schließlich Ed Ruscha, Sol LeWitt, wunderbare Claes Oldenburg-Zeichnungen, Papierarbeiten von Günter Förg und und und: absolut sehenswert. Das Kupferstichkabinett, dessen grafische Sammlung mit 110.000 Handzeichnungen und circa 550.000 druckgrafischen Blättern zu den besten der Welt zählt, hat übrigens keinen eigenen Etat.

„Zueignungen“ heißt die Ausstellung von Ruth Tesmar in der Projekt Galerie Mitte Hannah Köppel. Die Zueignungen in Form von Zeichen-, Bild- und Textcollagen auf Japanpapier gelten Paul Celan, Ingeborg Bachmann, Cyrano de Bergerac oder Johann Gottlieb Fichte. Man merkt es am Begriff Zueignung wie an den Namen der Bedachten: Hier geht es ungeheuer gediegen zu; auch handwerklich-technisch. Auf bildende Kunst freilich referiert Ruth Tesmar nirgendwo in ihren Arbeiten. Erklärbar: Die Professorin für ästhetische Praxis an der Humboldt-Uni leitet das „Menzel-Dach“ in der traditionsreichen Funktion des „Universitätszeichenlehrers“.