Kontext statt Popcorn

Das Kommunalkino präsentierte sein Projekt Cineum: ein Erlebnis-Museum Film/Medien, das ideal in das zukünftige RadioBremen-Medien-Faulenquartier passen würde

Das Timing ist perfekt. Gerade scheint der Umzug von Radio Bremen ins Faulenquartier politisch durchgesetzt zu sein, da wird auch schon das nächste Projekt vorgestellt, mit dem der noch brach liegende Teil der Innenstadt in Zukunft attraktiver gemacht werden könnte: Mit einem Cineum.

Karl-Heinz Schmid, Christine Rüffert und Alfred Tews vom Bremer Kommunalkino basteln schon seit einiger Zeit am Konzept eines neuen Film- und Medienzentrums herum. Als sie mit ihren Plänen vor zweieinhalb Jahren zum ersten Mal in die Öffentlichkeit gingen, schien die Idee von einem Gebäude, in dem Kinosäle, Museum, Kinemathek und Mediathek vereint sein würden, gelinde gesagt utopisch. Inzwischen wurden diese Ideen und Visionen zu einem beeindruckenden und gut durchdachten Konzept entwickelt, und das merkt man nicht nur am neuen, viel eleganteren Namen „Cineum“.

Gestern wurde das Projekt erneut präsentiert, und zwar erstaunlich professionell mit virtuellem Modell, CD-Rom, Video und Software. Auch der Erfolg des Bremer Science Centers „Universum“ könnte sich günstig für dieses Projekt auswirken, denn nach den dort angewendeten neuen Konzepten der Wissensvermittlung sollen auch das „Cineum“ aufgebaut werden: Ein „Erlebnismuseum“ schwebt den Planern vor, in dem Filme „erfahren, gezeigt und bewahrt“ werden. Das dies nicht spachliche Leerformeln sind, zeigten Detlev Günter und Tibor Andreas Kiss von der Firma „twosuns“ aus Berlin in der Präsentation ihrer Software, die zumindest eine Ahnung davon vermitteln konnte, wie die Räume des Museums durch Sensoren und Computerprogramme ein interaktives „sehr elementares Erleben, das zum Verstehen führt“ ermöglichen könnten. Hier soll vermittelt werden, wie Bilder gemacht werden, wie sie wirken und wie sie verführen. „Nix hinter Glas“ sagte Christine Rüffert kategorisch, aber es soll auch keine hightec Spielwiese werden, sondern „Kontext statt Popcorn“ bieten.

Solch ein Konzept eines „Museums der bewegten Bilder“ gibt es zumindest in Europa noch nicht. Zwei Kinos, ein klassisches mit um die 400 bequemen Sitzen und eine „Blackbox“ für innovatives Kino, Video-CD-Rom, Internet und DVD-Projektionen sind geplant, die Filmsammlung des Kommunalen Kinos soll erweitert und in einer Kinematek untergebracht werden, und in einer Mediathek sollen verschiedene Medien wie Fachliteratur, Filmbücher, Videos, DVDs, CD-Roms usw. sowohl vor Ort für einzelne Besucher anzusehen wie auch auszuleihen sein.

Man bekam auch schon eine Idee davon, wie das Lernen einmal aussehen könnte. Der Architekt Hartmut Stechow entwarf ein sehr fliessend organisch wirkendes Gebäude, das in der potthässlichen Faulenstraße ein sensationeller „Eyecatcher“ wäre. Es wäre ein wirklich filmisches Filmhaus, denn eine schimmernde, transparente Folienverkleidung, die für Projektionen nach außen genutzt werden könnte, ist geplant und wäre nach der Aussage des Architekten längst nicht so teuer wie sie aussieht. Aber die Finanzierung ist der nächste Schritt. Die Planer sehen ihr Projekt als „Angebot an die Stadt“. Unbestritten ist, dass der Umzug von Radio Bremen nicht reichen wird, um das Faulenquartier zum lebendigen Medienzentrum zu machen. Das „Cineum“ würde ideal passen, und das Kommunalkino hat einen guten, ersten Schritt zu seiner Verwirklichung getan.

Wilfried Hippen