Keine Gebühren, aber Spenden

Studierende überraschen mit einem Vorschlag, wie Unis zu Geld kommen könnten

LIST/SYLT taz ■ Die Studierenden haben ihre Fundamentalopposition zu Uni-Gebühren aufgegeben; sie sind plötzlich bereit, ihre Hochschulen mitzufinanzieren – wenn es freiwillig ist. Die 1,8 Millionen deutschen Studierenden könnten nach ihrem Examen so genannte Alumni-Beiträge leisten, schlug Carsten Peters von den GEW-Studierenden bei der Sommerschule der Gewerkschaft auf Sylt vor. Alumnis sind ehemalige Studierende, die vor allem in den USA ihre Mutteruniversitäten stark unterstützen.

Das Zugeständnis von Carsten Peters überraschte, weil damit Studierende erstmals privates Geld für die öffentliche Aufgabe Bildung einsetzen wollen. Bisher haben fast alle bundesweiten studentischen Zusammenschlüsse privates Engagement für Schulen und Hochschulen radikal abgelehnt. Das „Aktionsbündnis gegen Studiengebühren“, der „freie zusammenschluss der studierendenschaften“ oder auch die Globalisierungskritiker von „education is not for sale“ fordern mehr staatliche Mittel für die Universitäten – gleichzeitig wenden sie sich gegen einschränkende Bedingungen wie etwa eine Beschleunigung des Studiums.

Peters betonte, dass die Alumni-Zuschüsse absolut freiwillig sein müssten. Entsprechend lehnte er Langzeitgebühren ebenso ab wie Bildungsgutscheine und Studienkonten. Sie seien eine „verdeckte Einführung von Studiengebühren“, so Peters. „Wir erteilen solchen neoliberalen Bildungskonzepten eine Absage“, sagte der 28-jährige Lehrerstudent aus Münster. Langzeitgebühren gibt es in mehreren Bundesländern; das Land Rheinland-Pfalz will ab 2004 Studienkonten einführen.

Die Rektorenkonferenz wiederum schlägt ein Optionsmodell vor; einzelne Hochschulen sollen von sich aus Gebührenmodelle einführen – das Centrum für Hochschulentwicklung in Gütersloh (CHE) will sie dabei unterstützen. Dessen Leiter, Detlef Müller-Böling, formulierte allerdings eine Einschränkung: „Es darf durch Studiengebühren nicht zu sozialen Ausgrenzungen kommen.“ Die Studis lachten den CHE-Leiter aus – sie nehmen ihm diese fürsorgliche Position nicht ab. CHRISTIAN FÜLLER