Au revoir, Bremen

Oh glückliches Italien, denken Bremens vereinte Kulturmenschen. Und werden Daniela vom Scheidt, die bisherige Leiterin des Instituts Francais, schwer vermissen

Im Einsatz für Frankreich: Ein 24-Stunden-Job in BremenTermin an Termin: Das schöne Haus an der Contrescarpe war immer voller Kultur

Kaum zu glauben: Fünf Jahre sind es schon, in denen Daniela vom Scheidt das Institut Francais leitet. Nun ist ihre Zeit vorbei, heute ist ihr letzter Arbeitstag. Am ersten September fängt sie in gleicher Position in Palermo an. Dann können die ItalienerInnen genießen, was ihre Persönlichkeit ausmacht.

„Es gibt bei ihr keine Probleme. Sie bastelt immer daran, wie man das besser hinkriegen könnte“, sagt zum Beispiel der Leiter des Neuen Museums Weserburg Thomas Deecke. Aber wie viele andere auch, ist er voll des Lobes über Daniela vom Scheidt: „Sie ist unkompliziert, direkt und in hohem Maße engagiert“.

Das sieht man auch den Programmen des Instituts an, die die studierte Literatur- und Theaterwissenschaftlerin in großer Breite mitgestaltet hat: Film, Theater, Tanz, Alte und Neue Musik, Ausstellungen, Vorträge. Termin an Termin, dicht gepackt neben den Sprachkursen. Damit ist das schöne Haus an der Contrescarpe immer voller Kultur.

Daneben haben dann auch solche Dinge Platz wie das traditionelle „Faites de la musique“, bei dem LaienmusikerInnen einen Tag und eine Nacht Musik machen und feiern konnten. Oder – schon fast vorgreifend auf Pisa – die „fete de petites Princes et Princesses“, mit der Grundschüler spielerisch Spaß an der fremden Sprache gewinnen sollten.

Für Daniela vom Scheidt, die in Deutschland geboren ist, aber im Alter von sechs Jahren mit ihren Eltern wieder nach Frankreich ging und dort aufwuchs, war die Leitung des Bremer Institutes ihre erste feste Stelle. Nach ihren Studium in Paris, Straßburg und München machte sie zunächst Vielerlei: Produktionsleitung für Film und Fernsehen, Übersetzungen, Regieassistenz im Musiktheater. „Es ging mir nicht um die feste Stelle. Mich reizte, im Ausland zu arbeiten und das weit Gefächerte, das ich alleine gestalten konnte“. Das heißt, ein „Vierundzwanzigstundenjob“, wie sie erzählt.

„Typisch für sie ist“, so erinnert sich der Leiter des Goethe-Institutes Volker Mawitz, „dass sie nie als Funktionsträgerin auftritt. Sie ist immer informell und sehr persönlich“. Das bestätigt auch der Leiter des Kino 46, Karlheinz Schmidt: „Es hat so viel Spaß mit ihr gemacht. Es gibt ja in so einer Zusammenarbeit immer sehr viele Facetten und sie schafft es, wirklich alle äußerst angenehm zu gestalten.“

Bedauern kommt von den Kollegen des spanischen Kulturinstituts. „Leider sind wir uns nur kurz begegnet. Aber wir haben eine gleiche Vorstellung vom europäischen Dialog, wir wollen beide nicht so eng unsere Länder vertreten“, meint die ehemalige Leiterin Susana Zapke. Für das Profil des Institutes, aber besonders auch in der Art und Weise, wie Daniela vom Scheidt in dieser Stadt kooperiert hat, geht eine Ära zu Ende, an die sich viele Menschen gerne erinnern werden.

Ihr Nachfolger, Christophe Steyer, wird übrigens erst am 10. September kommen und das Institut Francais dann für inzwischen nur noch vier Jahre übernehmen. „Schade“, sagt Daniela vom Scheidt, dass es keine Überschneidungen der Amtsträger geben wird – wie beim Instituto Cervantes, die Abschied und Ankunft zugleich feiern. Aber das sei bei den Franzosen in der Art nicht vorgesehen. So trifft sie weder ihren direkten Erben in Bremen, noch ihren Vorgänger in Palermo. Ute Schalz-Laurenze