Die Gegner machen mobil

„Einigung ist unglaubwürdig“: Der BVBB, die größte Bürgerinitiative gegen den Ausbau von Schönefeld, gibt den Kampf nicht auf. Schon werden die nächsten Demos geplant

Dorothea Mees läuft die Hauptstraße entlang am Bohnsdorfer Marktplatz vorbei Richtung Altglienicke. „Flughafenausbau? Es ist ja jetzt schon reichlich laut hier.“ Schlimmer als die zusätzliche Lärmbelästigung findet die Mutter zweier Kinder aber die Schadstoffbelastung. „Meine Tochter ist lungenkrank. Wenn mehr Fluzeuge fliegen, wird ihr Zustand sicher schlechter.“

„Gut sind die Plakate, die hier überall an den Bäumen hängen“, bemerkt Mees noch. Die fallen trotz ihrer Schlichtheit ins Auge. „Großflughafen Schönefeld. NEIN.“, ist in schwarzer Schrift auf gelbem Grund zu lesen. In einer Ecke prangt das Logo vom Bürgerverein Brandenburg-Berlin (BVBB). Seit 1995 engagiert sich der inzwischen 5.000 Mitglieder starke Verein gegen den Flughafenausbau. Dabei wird geschickt und trickreich agiert.

Da wird zum Beispiel der IHK Berlin vorgeworfen, „völlig undifferenziert“ für den Standort Schönefeld einzutreten und damit einseitig Unternehmensinteressen zu vertreten. Auch der Rücktritt von Brandenburger Ministern steht für den Verein immer wieder auf der Tagesordnung. Selbst die verantwortlichen Regierungschefs sind nicht tabu. So verlangte der Verein vom früheren Ministerpräsidenten Manfred Stolpe (SPD), „das Recht nicht mehr zu missachten“. Der Bürgerverein nutzt aktuelle und vor allem aber aus der Vergangenheit herrührende Umweltbelastungen als Argumente gegen den Airport. Da wird in einem Klärwerk in der Nähe des Airports Dioxin entdeckt, das das Grundwasser der Region verseuchen könnte.

Dabei lehnt der BVBB einen Großflughafen für Berlin nicht grundsätzlich ab. Doch plädieren die Flughafengegner für eine Alternative weiter draußen – Stendal oder Sperenberg. Durch den Bau etlicher neuer Siedlungen im Südosten Berlins seien mittlerweile etwa ebenso viele Anwohner vom Lärm betroffen wie in Tegel.

Die Flughafengegner gehen davon aus, dass das Projekt trotz der erzielten Einigung von Bund, Berlin und Brandenburg mit den privaten Investoren nicht verwirklicht wird. Die getroffene Absichtserklärung ist für den BVBB „in dieser wirtschaftlichen Situation nicht glaubwürdig“.

Die Gegner kündigten gestern an, weiter gegen den Flughafenbau in Schönefeld vorzugehen. Am 21. September ist für den Protest gegen das Projekt ein Autokorso nach Potsdam geplant. JOT